Öl auf dünner Leinwand, auf Holz 50,5 x 60,4 cm aufgezogen, gerahmt. Unten rechts schwarz-braun mit dem Pinsel vermalt monogrammiert und datiert EV/1919. Rückseitig vom Künstler zusätzlich mit Bleistift signiert, datiert und über älterer radierter Beschriftung neu betitelt EberhardViegener [ligiert] 1919 "Bauernhaus" sowie mit Besitzerangabe versehen.
1919 ist das Jahr, in dem Eberhard Viegener erstmals als Künstler prominent in Einzelausstellungen bei Alfred Flechtheim in Düsseldorf vertreten ist, auch Hans Goltz in München zeigt Arbeiten von ihm und er hat Kontakt zu Pfemferts links-orientierter "Aktion". Viegener erarbeitet sich im Holzschnitt die bekannten frühen graphischen Folgen. Das im Stil recht singuläre Gemälde "Bauernhaus" (auch "Gehöft") ist nicht nur eine Umsetzung gewonnener Gestaltungsfreiheit in die Farbe, sondern gemahnt in der Anlage und in seinem Ausdruck an bestimmte Werke des anderen großen Malers aus Soest, Wilhelm Morgner, obwohl offenbar keine direkten künstlerischen Abhängigkeiten nachgewiesen werden können. Die Landschaft erwächst aus dynamischen, expressiven Pinselzügen, die Rot, Gelb, Blau, Grün nebeneinandersetzen. Aus dem Dunklen hervorleuchtend, binden sie die hier auffällig stark abstrahierten Landschaftselemente förmlich in einer kosmischen Bewegung ein. "Dieser Soester Künstlerkreis war betont metaphysisch," bekennt Bruno Beye, ein Freund Viegeners, im Rückblick (zitiert nach: Bernhard Kerber, Der Maler Eberhard Viegener, Soest 1982, S. 11).
"Auf dem Wege über die Beschäftigung mit neoimpressionistischen Tendenzen, die auch Rohlfs und Morgner verarbeiteten und durch den Einfluß der Fauves gelangte Viegener zu einem stetig 'freier' werdenden Umgang mit Farben und Formen. Kräftige Buntfarben und heftig bewegter Pinselduktus erzeugen expressive Dynamik [...]. In manchen Werken wie 'Alte Scheunen' [...] und 'Gehöft' [... - unser vorliegendes Gemälde] ist Dynamik nicht durch rhythmischen Pinselstrich erzielt, sondern durch die Raumkräfte der Farben, das optische Vor und Zurück der unregelmäßigen Farbflecken, deren Leuchtkraft durch Einbettung in dunkle Partien gesteigert wird." (I. Tjardes in op. cit., S. 41)
Provenienz
Geschenk des Künstlers an den Vorbesitzer
Literaturhinweise
Ilse Tjardes, Viegeners Frühwerk und expressionistische Phase, in: Ausst. Kat. Münster/Soest 1990, S. 37, 41.
Ausstellung
Münster/Soest 1990 (Westfälisches Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte/Wilhelm-Morgner-Haus), Nr. 17 mit Farbabb.