Konrad Klapheck - Die Wahrsagerin - image-1

Lot 220 D

Konrad Klapheck - Die Wahrsagerin

Auktion 890 - Übersicht Köln
02.06.2006, 00:00 - Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 40.000 € - 50.000 €
Ergebnis: 148.750 € (inkl. Aufgeld)

Öl auf Leinwand 120 x 80 cm, mit Atelierleiste gerahmt. Rückseitig auf der Leinwand in Schwarz signiert und datiert Klapheck 66 sowie auf dem Keilrahmen betitelt Die Wahrsagerin.

"Meine Bilder sollen als ein Ganzes aufgefaßt werden, als ein Epos, dessen Hauptfiguren nicht vom Menschen, sondern von seinen wichtigsten Gebrauchsgegenständen verkörpert werden. Vielleicht sind diese besser als das Abbild ihrer Erfinder in der Lage, die menschliche Komödie von heute darzustellen. So klar und logisch meine Bilder aussehen, es ist der Zufall, dem ich die Hälfte ihres Gelingens verdanke. Das eine Mal kann ich eine Vorlage wörtlich übernehmen, das andere Mal zwingen mich die unvorhersehbaren Konsequenzen des Bildformats, ein Bild zu malen, das ich gar nicht malen wollte. Der Zufall ist der Lehrmeister der Inspiration.
Ich benutze Dinge nicht als Symbole, sondern ich male sie, so gut ich kann und lasse mich überraschen was sie zu sagen haben. Am Ende müssen die Bilder klüger sein als ihr Schöpfer und seine Absichten übertreffen. Meine Hauptwaffe sind der Humor und die Genauigkeit. Nur mit der Kälte der Präzision hat man Zutritt zu den Feuern der Seele und nur unter dem Deckmantel des Scherzes spricht man ungestraft aus, was man gesehen. Meine Ichbezogenheit muß rückhaltlos sein, damit meine Bilder allgemeingültig werden. In sich selbst findet man die Rätsel der Welt und ihre Lösung." (Konrad Klapheck, Notizen 1966 in: Konrad Klapheck, Kestner-Gesellschaft, Ausst.Kat., Hannover 1966/67, S. 21).

"Mitten ins Herz dieser mächtigen Analogie stellt Konrad Klapheck ein funkensprühendes Schiffchen. Die technischen Vorbilder, die er für die Darstellung auswählt, bezieht er aus den uns dienenden Maschinen unserer täglichen Umgebung; doch seine Absicht ist, über ihren spezifischen Gebrauch hinauszugelangen und ein idealisiertes Überbild zu geben. Um zu diesem Ergebnis zu kommen, muss die Struktur des Gegenstandes hier mit einer gewissermaßen theoretischen Schärfe und Beschränkung wiedergegeben werden; würden doch alle Feuer des Prismas nicht hinreichen, den Gegenstand und den Raum, dem er sich anpasst, zu preisen. Aus diesem Zusammenstoß mit den scharfen Kanten, die mit der Lieblichkeit schöner Rundungen abwechseln, und aus der Anmut eines Lichtes, das aus dem inneren Leben hervorstrahlt, kann Klapheck sich gradweise auf dem Weg der Entsprechungen auf eine andere Stufe erheben. Hier hat er dann Zugang zur Pyschologie und zur Soziologie, durch die er bei der Namensgebung seiner Werke völlig berechtigt ist, über sein Vorgehen Rechenschaft abzulegen. Den Maschinen gegenüber nimmt Klapheck die Haltung des Beschwörers ein und zeigt dabei dessen sämtliche Hilfsquellen auf: Er besitzt die Fähigkeit, die Schlange nach der Melodie, die nur er kennt, unter einem ganzen Kronleuchter von Singvögeln tanzen zu lassen." (André Breton, Konrad Klapheck 1965, in: Arturo Schwarz, Konrad Klapheck, Mailand 2002, S. 54).

Provenienz

Privatbesitz, Rheinland