Andreas Achenbach - LANDSCHAFT MIT WILDBACH - image-1

Lot 1495 Dα

Andreas Achenbach - LANDSCHAFT MIT WILDBACH

Auktion 929 - Übersicht Köln
22.11.2008, 00:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 30.000 € - 40.000 €
Ergebnis: 86.400 € (inkl. Aufgeld)

Andreas Achenbach

LANDSCHAFT MIT WILDBACH

Öl auf Leinwand (doubliert). 177,5 x 93,5 cm.
A. Achenbach.

Die großformatige, virtuos komponierte und ausgeführte „Landschaft mit Wildbach“ zeigt die Vorliebe Andreas Achenbachs für die Darstellung dynamischer Bewegungsabläufe in der Natur. Dies wird sowohl bei dem sich ungezügelt seine Bahn brechenden Wasser mit wild aufschäumender Gischt deutlich, als auch bei dem lebhaft bewegtem Himmel, in dem sich mächtige Wolkenformationen auftürmen, die nur stellenweise den Blick auf den blauen Horizont freigeben. Die Aufmerksamkeit des Betrachters wird vor allem von der Darstellung des wasserfallartig herabströmenden Wildbachs gefesselt, dessen weiße Gischtkronen das hell erleuchtete Zentrum der Bildkomposition inmitten subtiler Braun- und Grüntöne der Felsen und der Vegetation darstellen. Als bildbeherrschendes Motiv taucht der Wasserfall bereits in der holländischen Malerei der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts auf. Um 1640 waren es zunächst holländische Italianisanten wie Hermann van Swanevelt, Jan Both und Jan Asselijn, die stürmisch bewegte Wasserläufe als dominierendes Motiv in ihre Gemälde aufnahmen. Allaert van Everdingen machte den Wasserfall nach einer Skandinavienreise zum zentralen Motiv seines Werks, während das Thema schließlich durch Jacob van Ruisdael seine bekanntesten Ausformungen erfuhr.
Andreas Achenbach knüpfte an diese Tradition der niederländischen Malerei des 17. Jahrhunderts in der Komposition seiner „Landschaft mit Wildbach“ an. Skandinavische Landschaften lernte der Künstler auf mehreren Reisen kennen. 1835 hielt er sich erstmals in Dänemark und Schweden auf, wo er u.a. die Wasserfälle von Trollhättan besuchte; später folgten Reisen nach Norwegen, aber auch in die Niederlande, nach Frankreich und England sowie mehrmals nach Italien, wo sich auch Oswald Achenbach häufig aufhielt.
Andreas war nicht nur der ältere, sondern zu Lebzeiten auch der bei weitem geschätztere Künstler der beiden Achenbach-Brüder. Ihm wurden vielfache Ehrungen u.a. aus Belgien, Russland, Frankreich und Norwegen zuteil, wobei auch seine Heimatstadt Düsseldorf, in der Andreas Achenbach zwar nicht geboren wurde aber die längste Zeit seines Lebens verbrachte, nicht zurückstehen wollte und ihn 1895 zum Ehrenbürger ernannte.
Die beiden Brüder Achenbach teilten das Genre der Landschaftsmalerei gewissermaßen untereinander auf. Während Oswald vornehmlich süditalienische Landschaften und Szenen des dortigen Volksleben schilderte, wobei er einen besonderen Akzent auf virtuose Lichteffekte legte (siehe Lot 1501), malte Andreas unter Betonung des dynamisch-dramatischen Moments vor allem nord- und mitteleuropäische Landschaften sowie sturmgepeitschte Marinen (siehe dazu Lot 1496-1498). So wurden beide gleichermaßen zu den beherrschenden Figuren der Landschaftsmalerei der Düsseldorfer Malerschule - „Das A und O der Landschaft“, wie Julius Hübner die beiden Brüder nannte.