Öl auf Leinwand 70,5 x 102,3 cm, gerahmt. Unten rechts schwarz signiert und datiert M Liebermann 1893.
Eberle 1893/6
Bestätigt von Hans Jürgen Imiela, Mainz, am 17. Oktober 1983
Mit dem Gemälde "Tuchwalke in Florenz", das in der Tradition von Liebermanns frühen Darstellungen aus der Arbeitswelt steht (u.a. "Die Gänserupferinnen" 1872, "Nähschule (Arbeitssaal) im Amsterdamer Waisenhaus" 1876, "Schusterwerkstatt" 1881, "Der Weber" 1882 und als berühmtestem Beispiel die Darstellungen der "Flachsscheuer in Laren" 1887), "beginnt der Abgesang auf die Arbeitsdarstellungen der siebziger und achtziger Jahre" (Matthias Eberle, Max Liebermann 1847 - 1935, Werkverzeichnis der Gemälde und Ölstudien Band I, S. 408).
Liebermann fand das Motiv der schon damals nicht mehr auf der Höhe der Zeit stehenden Werkstatt eines Tuchwalkers im Frühjahr 1893 bei seiner Reise nach Oberitalien und in die Toskana, als er sich auch einige Zeit in Florenz aufhielt. Bereits zur Entstehungszeit des Bildes fiel einem Atelierbesucher auf, was den Maler an diesem Motiv, an dem der Lichteinfall fasziniert, gefesselt haben mag, als er nachträglich notierte:
"Dann ein verfallenes Interieur, in dem ein Tuchwalker seine Werkstatt eingerichtet hat. Ein altmodischer Betrieb. In der Mitte dreht monotonen, schwerfälligen Ganges ein Pferd die ungefüge Holzmangel. Graue Töne, die unter dem sonnendurchströmten Fenster in Silber verfließen und sich gegen das nasse Violett der bearbeiteten Tücher fein und sonderbar aufbauen." (Zitat aus "Personal- und Atelier-Nachrichten", in: Kunst für Alle, Jg. IX, 1893/1894, S. 170). Es ging dem Maler nun nicht mehr um die detaillierte Schilderung einer Tätigkeit, sondern um die Wiedergabe einer Atmosphäre und ihrer Verwandlung mit impressionistischen Stilmitteln.
Werkverzeichnis
1893/6 Eberle
Provenienz
Paul Cassirer, Berlin, am 23.5.1911 vom Künstler erworben (PC Nr. 8015); Galerie G. Sturm, München (1911); Hugo Helbing, Auktion der Sammlung G. A. Sturm, Ölgemälde Moderner Meister, Kat. Nr. 98 mit Abb. Tafel 46; Oscar Hermes, München (1914); Rudolph Lepke,Berlin (1931); Dr. Bleichröder, Berlin (bis 1938); Rudolf Lepke, 2123. Auktion "Kunstwerke aus dem Nachlaß Dr. J. v. Bleichröder u. Einzelbeiträge", Berlin 31.5.1938, Kat. Nr. 169 b mit Abb. Tafel 51; Becker-Halbhaus, Bensberg (1972); Lempertz Köln, Auktion 528, 24./25.11.1972, Kat. Nr. 545 mit Abb.; Maurice Abramowicz, Düsseldorf (1979); Lempertz Köln, 595. Auktion, 4.6.1983, Kat. Nr. 428 mit Farbtafel 2; deutsche Privatsammlung
Literaturhinweise
N. N., "Personal- und Atelier-Nachrichten", in: Kunst für Alle, Jg. IX, 1893/1894, S. 170; Gustav Pauli, Max Liebermann. Des Meisters Gemälde (Klassiker der Kunst, Bd. 19), Stuttgart-Leipzig 1911, S. 251 mit Abb. S. 97; N. N., "Bevorstehende Auktionen - München (Galerie Sturm)", in: Der Cicerone, Jg. III, Heft 19, Okt. 1911, S. 766; N. N., "Galerie G. Sturm, Auktion in München...", in: Der Kunstmarkt, Jg. IX, Nr. 5, 3.11.1911; Erich Hancke, Max Liebermann. Sein Leben und seine Werke, Berlin 1914, S. 536 (im dort angefügten Werkkatalog aufgeführt)
Ausstellung
Köln/Zürich/Berlin 1992 (Kunstsalon Franke/Galerie Dr. Schenk, Zürich/Wannseevilla des Künstlers, Berlin), Max Liebermann, Ölgemälde, Pastelle, Zeichnungen, Kat. Nr. 3 mit Farbabb. S. 11; Hamburg/Frankfurt/Leipzig 1997/1998 (Hamburger Kunsthalle/ Städelsches Kunstinstitut/Museum der bildenden Künste), Max Liebermann der Realist und die Phantasie, Hamburg 1997, Kat. Nr. 83 mit Farbabb. S. 150