Klaes (Nicolaes) Molenaer
WINTERLANDSCHAFT
Öl auf Leinwand (doubliert). 90 x 115,5 cm.
K. Molenaer.
Diese Winterlandschaft Claes Molenaers stellt aufgrund ihrer malerischen Qualität und ihres Formats ein herausragendes Werk im Schaffen des Künstlers dar. Das Bild stellt einen zugefrorenen Fluss dar, auf dem sich zahlreiche Figuren tummeln. Rechts ist ein Gasthaus mit einem hohen Turm zu sehen, der diagonal in den Bildraum gestellt ist. Der Horizont ist niedrig, so dass der Himmel mit den rötlich schimmernden Wolken einen großen Raum einnimmt. Die Figuren gehen unterschiedlichen Vergnügungen und Tätigkeiten nach: Manche fahren Schlitten oder schnüren - sitzend oder kniend - ihre Schlittschuhe, andere unterhalten sich oder schauen dem Treiben zu, wieder andere schieben Lastenschlitten vor sich her. Bei ihnen handelt es sich, wie ihre derbe Physiognomik und ihre gebeugte Haltung zeigt, offensichtlich um Bauern. Von ihnen hebt sich das spazierende Paar im linken Vordergrund ab - durch seine elegante Kleidung, durch seine aufrechte Haltung, aber auch durch seine Plazierung innerhalb der Bildkomposition. Molenaer verwendet in diesem Werk zahlreiche Motive und Bildelemente, die sich auch auf anderen seiner Winterlandschaften finden: So etwa das elegante Paar im Vordergrund, einzelne Staffagefiguren oder architektonische Elemente wie der hohe runde Turm der Gaststätte, der auch in zahlreichen Flusslandschaften Molenaers auftaucht.
Wolfgang Stechow hat die Winterlandschaft als holländische Landschaft par excellence bezeichnet, insofern andere Kunstnationen diese eigentlich nicht kennen, geschweige denn als eigenständige Untergattung der Landschaft ausgebildet hätten (Wolfgang Stechow: Dutsch Landscape Painting of the Seventeenth Century, Edinburgh 1966, S. 82). Mit Hendrik Averkamp löst sich die Winterlandschaft zu Beginn des 17. Jahrhunderts vom Kontext der Jahreszeitendarstellungen, in der Folge widmen sich ihr zahlreiche holländischen Meister der Landschaftsmalerei - Rembrandt, Esaias van de Velde, Jan van Goyen, Jacob van Ruisdael, Isaac van Ostade und eben auch Claes Molenaer. Das Kompositionsschema dieses Gemäldes geht letztendlich auf Winterlandschaften des ebenfalls aus Haarlem stammenden Esaias van de Velde zurück. Bereits bei diesem findet man den scheinbar beliebigen Bildausschnitt, den tiefen Horizont sowie die diagonal in den Bildraum gestellte Architekturstaffage, die die Szenerie realistischer und unmittelbarer erscheinen lässt (vgl. etwa Esaias van de Velde, Eisbelustigung auf dem Wallgraben, Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München, Inv.-Nr. 2884).
Provenienz
Brod Gallery, London (verso ein Galerieetikett).