Lot 1132 Dα

Unser Bild ist eine Variante einer Komposition des Giambattista Tiepolo, von der es verschiedene Versionen gibt. Die bekannteste befindet sich in der Nationalgalerie in Prag. Nach dem Tod seines Vaters in Madrid 1770 kehrte Domenico nach Venedig zurück und publizierte dort eine druckgraphische Serie nach Gemälden des Vaters mit dem Titel "Racolta di Teste numero trenta dipinte dal Sig. Gio. Batta. Tiepolo Pittore Veneto" (siehe G. Knox: Raccolta di Teste, Udine 1970). Sie entstand zwischen 1770 und 1774. Als Vorlage dienten Gemälde Giambattistas, deren Bildmotiv Köpfe älterer, orientalisch oder exotisch gekleideter Männer waren, sogenannte Weisen, Patriarchen oder Philosophen. Das Motiv hatte zu Tiepolos Lebzeiten bereits eine Tradition in der europäischen Malerei, etwa bei G. B. Castiglione und Rembrandt.
Wir danken Prof. Bernard Aikema (Venedig) für die Zuordnung des Gemäldes an Domenico Tiepolo. In seiner Stellungnahme schreibt er: "Das hier vorgestellte Bild ist von besonders hoher Qualität. Meiner Meinung nach ist es ein hervorragendes Werk von Giandomenico Tiepolo, in den 1770er Jahren entstanden, eine sehr gelungene ´Aemulatio´ vom Sohn vis a vis einer Invention des Vaters".
Domenico selbst hat weitere solcher "Teste" geschaffen. Unser Werk läßt sich insbesondere mit einem Bild im Art Institut, Chicago, vergleichen (A. Mariuz, 1971, Nr. 220).