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Lot 1099 Dα

Giovanni Battista Tiepolo - DIE EINSETZUNG DES ROSENKRANZES

Auktion 947 - Übersicht Köln
21.11.2009, 00:00 - Alte Kunst
Schätzpreis: 120.000 € - 140.000 €
Ergebnis: 456.000 € (inkl. Aufgeld)

Giovanni Battista Tiepolo

DIE EINSETZUNG DES ROSENKRANZES

Öl auf Karton, mit Holz hinterlegt. 74 x 34,5 cm.

Am 7. Mai 1737 unterschrieb Tiepolo mit den Dominikanern des Klosters Sta. Maria del Rosario den Vertrag, mit dem er sich verpflichtete, die Decke der neuerrichteten Kirche "Gesuati" mit Fresken auszuschmücken. Am 7. Oktober 1739 erhielt er den Lohn für diese Arbeiten. Hauptwerk des Ensembles, zu dem neben weiteren Fresken auch Stuckarbeiten und Skulpturen gehören, ist Tiepolos Bild über dem Mittelschiff mit der Darstellung "Die Einsetzung des Rosenkranzes". Hierfür sind drei Entwürfe aus der Hand des Malers überliefert. Einer befand sich in den Staatlichen Museen zu Berlin und wurde im Krieg zerstört. Ein zweiter gehörte dem Sammler Leonardi in Mailand. Der dritte schließlich ist unser "Modeletto", das sich von den Dreien als die letzte Stufe vor der Ausführung des Deckenbildes erweist. Anhand der Entwürfe lässt sich der Entwicklungsprozess bis zum endgültigen Bild gut ablesen. War im Berliner Entwurf die palladianische Säulenarchitekter noch auf der rechten Seite hinter dem Heiligen Dominikus zu sehen, rückt er sie im Mailänder Bild nach links, wodurch die Hauptfigur allerdings an Gewicht verliert. Dies löst Tiepolo auf unserem Entwurf mit der Einführung einer Balustrade, die Dominikus wieder einen Halt gibt und ihn gleichzeitig abhebt von der Figurengruppe darunter. Im Deckenfresko selbst hat Tiepolo danach noch einige kleinere Veränderungen eingeführt, etwa bei der Madonna und den Engeln und bei der Kopfhaltung des Heiligen.
Das Bild zeigt Dominikus auf einer Stufenarchitektur, wie er den Gläubigen den Rosenkranz überreicht. Auf der gegenüberliegenden Seite ist eine weitere Gruppe von Gläubigen zu sehen, zu der der Doge Alvise Pisani (im goldenem Brokatmantel) und der Patriarch Correr (im besticktem Pluviale) gehören. Oben links erscheint die Madonna umgeben von Engeln und Cherubinen. Am unteren Rand bewachen Soldaten diesen Bereich, so dass Geiz, Wollust, Ketzerei, Hochmut und der Teufel am unteren Rande hinabstürzen.
Das Dekorationsprogramm der Gesuati-Kirche markiert eine wichtige Station in Tiepolos künstlerischer Entwicklung. Sein grandioser Stil mit der Transparenz seiner Farben und der kompositorischen Dynamik setzte sich in Venedig triumphal durch und machte ihn zur unangefochtenen Leitfigur der venezianischen Dekorationsmalerei. Charakteristisch ist dabei der heitere Apotheosencharakter, mit dem Tiepolo Heilige und Könige, reiche Patrizier und Bischöfe im unendlichen Himmelsraum verherrlicht.

Zertifikat

Aldo Rizzi, Udine 1988.

Provenienz

Sammlung Cremer, Recklinghausen. - Dorotheum, Wien, 19.-27.3.1985, Lot 546 (als Werkstatt Tiepolo). - Rheinische Privatsammlung.

Literaturhinweise

A. Rizzi: Un modelletto del Tiepolo. In: Pantheon XLVI, 1988, S. 103-105. M. Gemin und F. Pedrocco: Giambattista Tiepolo. Leben und Werk. München 1995, S. 234, Nr. 231c. F. Pedrocco: Tiepolo. The complete paintings, Milano 2002, S. 241, Abb. 138/2c.

Ausstellung

Städtische Kunsthalle Recklinghausen 6.8.-3.9.1950 (hier als Werkstatt Tiepolos und dem Titel "Verbreitung des christlichen Glaubens").