Lot 358 D

In der in zwei Ausgaben erschienenen und von Castellani und Manzoni herausgegebenen Zeitschrift Azimuth legt Castellani die avantgardistischen Tendenzen dar:
"Das absolute Bedürfnis, das uns beseelt, uns neuen Themen zuzuwenden, verbietet die dem Malerischen eigentümlichen Mittel; da wir kein Interesse daran haben, subjektive Reaktionen auf Fakten oder Gefühle auszudrücken, vielmehr einen totalen und kontinuierlichen Diskurs anstreben, schließen wir jene Ausdrucksmittel (Farbe und Komposition) [aus], die nur zum beschränkten Diskurs der Metapher und der Parabel taugen, und die sich - als willkürlich gewählte - als überflüssig erweisen und eine für die Entwicklung in der Kunst unechte und jedenfalls nicht wesentliche Problematik ins Spiel bringen.
Das einzig mögliche Kompositionskriterium unserer Werke wird nicht eine Auswahl an heterogenen und endlichen Elementen implizieren, die in einem endlichen Raum sofort die Arbeit determinieren, indem sie dieser unwiederbringlich jede Möglichkeit zur Weiterentwicklung nehmen, die sich nicht auf der rein graphischen oder nur geistig-metaphorischen Ebene der Evolution der Formen im selben begrenzten Raum befindet; eine Wahl, die im übrigen nichts weiter bezeugt als die Eitelkeit dessen, der als ihr Urheber Gefallen an ihr findet. Es wird vielmehr das einzige Kriterium sein, das auf der Grundlage einer elementaren Einheit - Linie, unendlich wiederholbarer Rhythmus, monochrome Oberfläche - notwendig ist, um den Werken selbst die Konkretheit des Unendlichen zu verleihen und sich dem verwandelnden Einfluß der Zeit zu öffnen, jener einzig denkbaren Dimension, die Maß und Rechtfertigung unseres geistigen Bedürfnisses ist." (Enrico Castellani, Kontinuität und Neues, in Azimuth, Nr.2, Januar 1960, wiederabgedr. in: ZERO, Italien, Azimut/Azimuth 1959/60 in Mailand, Und heute, Ostfildern 1996, S.159).