Umbo (Otto Umbehr) - MADAME D. EN PROFIL - image-1

Lot 721 Dα

Umbo (Otto Umbehr) - MADAME D. EN PROFIL

Auktion 970 - Übersicht Köln
02.12.2010, 00:00 - Photographie
Schätzpreis: 2.500 €
Ergebnis: 2.760 € (inkl. Aufgeld)

Gelatinesilberabzug hochglänzend 1975. 23,9 x 16,9 cm. Rückseitig mit Bleistift betitelt und beziffert sowie mit Nachlassstempel, darin von Phyllis Umbehr mit Bleistift signiert und datiert. - In der unteren rechten Ecke schwacher Knick.

Provenienz

Nachlass Umbo

Im Dezember 1926 wandte sich Umbo, der am Bauhaus in Weimar studiert hatte und sich zum damaligen Zeitpunkt in einer existentiellen Krise befand, auf Anregung seines Freundes und Künstlerkollegen Paul Citroen der Photographie zu. Von Citroen mit der nötigen photographischen Ausrüstung ausgestattet, gelangen dem Autodidakten Umbo bereits mit seinen ersten Aufnahmen Bilder, mit denen er die Portraitphotographie revolutionieren und nachhaltig beeinflussen sollte. Nicht die realistisch-detailgetreue oder repräsentative Darstellung einer Person waren seine Absicht. Mit seinem experimentellen Zugriff schuf er Inkunabeln der modernen Portraitphotographie, die eine graphisch-abstrakte Wirkung entfalten und deren Direktheit sich der Betrachter aufgrund der extremen Nahsichten und drastischen Ausschnitte schwer entziehen kann. Diese neuartige Portraitform sollte Umbos Ruf als einer der Protagonisten des „Neuen Sehens“ begründen. Paul Citroen, der Freund und Förderer, erhielt zwischen 1926 und 1930 aus Dankbarkeit von jedem Motiv, das Umbo für besonders gelungen hielt, den ersten Abzug. Im August 1943 wurden bei einem Bombenangriff Umbos Wohnung und Atelier in Berlin-Wilmersdorf vollständig zerstört, sämtliche Negative und Positive, d.h. sein komplettes photographisches Werk, gingen dabei verloren. Als Citroen drei Jahrzehnte später das wachsende Interesse an der Photographie der Zwanziger Jahre wahrnahm, gab er Umbo, der an seinen Erfolg der Vorkriegsjahre nie anknüpfen konnte und in sehr bescheidenen Verhältnissen in Hannover lebte, 1975 ein Konvolut mit etwa 40 Originalabzügen seiner bedeutendsten Motive aus der Vorkriegszeit zurück. Damit ermöglichte er die Wiederentdeckung und Würdigung Umbos künstlerischen Oeuvres (Zu Umbos Leben und Werk vgl. Herbert Molderings, a.a.O.).
Bei den hier offerierten Arbeiten handelt es sich um erste Copyprints, die Umbo 1975 nach Vorlage der zurückerhaltenen Vintage-Abzüge, vermutlich von einem befreundeten Photographen in Hannover, erstellen ließ. Sie zeichnen sich nicht nur durch eine erstaunlich hohe Qualität und Nähe zum Original aus. Es handelt sich zudem ausnahmslos um Meisterwerke aus Umbos Frühwerk, von denen keine Editionen vorliegen und die daher einen entsprechenden Seltenheitswert besitzen.

Wir danken Herbert Molderings für die freundlichen Auskünfte zum Entstehungszusammenhang der vorliegenden Abzüge.

Literaturhinweise

Herbert Molderings, Umbo. Otto Umbehr 1902 - 1980, Düsseldorf 1995, Tafel 6