Jean-Baptiste Armand Guillaumin - Village de Saint Chéron, Île de France - image-1

Lot 201 Dα

Jean-Baptiste Armand Guillaumin - Village de Saint Chéron, Île de France

Auktion 997 - Übersicht Köln
22.05.2012, 00:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 50.000 € - 70.000 €
Ergebnis: 103.700 € (inkl. Aufgeld)

Öl auf Leinwand 65,5 x 81 cm, gerahmt. Unten rechts in Violett und Grau signiert Guillaumin. - Rückseitig auf dem Keilrahmen mit schwarzem Stift, z.T. schwer leserlich, beschriftet St. Chéron 1893 premiers jours d'avril 10 h. - Die alte Leinwand vorwiegend in der Himmelspartie mit alten Retuschen.

Der Titel des Bildes benennt sein Sujet: das kleine Dorf Saint-Chéron in der Region Île-de-France, 45 km südlich von Paris. Der Charme dieses Dorfes und sein idyllischer, malerischer Charakter haben seit dem 17. Jahrhundert häufig Schriftsteller und Maler angezogen. Guillaumin malte den Ort Saint-Chéron zwischen 1885 und 1901 immer wieder. Es gehörte zu seinem Konzept sich über Jahre hinweg öfter dem selben Motiv zuzuwenden. Besonders schön und gewissermaßen auch typisch für den Impressionismus ist, dass die rückseitige Beschriftung, welche zweifelsfrei von der Hand des Künstlers stammt, nicht nur den Ort und das Datum, sondern auch die genaue Uhrzeit bezeichnet. Generell bildet die faszinierende Schönheit der französischen Landschaft - besonders derjenigen um Paris, aber auch der Mittelmeerküste sowie der Regionen um Yonne und Crozant, den thematischen Schwerpunkt im Werk von Guillaumin.
Der Blick fällt hier auf eine farbenprächtige, in warmes Morgenlicht getauchte Frühlingslandschaft, auf blühende alte Obstbäume, hölzerne Zäune, rote Ziegeldächer, Landhäuser und einen wolkenreichen Himmel. Mit seinen leuchtenden Rosa-, Violett- und Grüneffekten zeugt das Bild von einer beinahe rauschhaften Licht- und atmosphärisch bedingten Sinnesempfindung des Künstlers. Auf Grund der äußerst nuancenreichen farblichen Gestaltung des gesamten Bildes verschmelzen Nähe und Ferne, wodurch zwischen Himmel und Erde ein visuelles Kontinuum geschaffen wird. Sehr gekonnt hat Guillaumin - wie es für seine reife Phase charakteristisch ist - mit suggestiven Farbtönen gearbeitet. Vor allem die Rosa- und Violettöne schaffen eine sanfte, harmonische Stimmung. Die Pinselstriche passte der Künstler bewusst dem Motiv an: während er für die dahinziehenden Wolken einen langgestreckten, breiteren Pinselstrich verwandte, weisen die Blüten der Bäume einen kleinteiligen, stakkatoartigen Strich auf. Das Bemühen um größte farbliche Ausgewogenheit wie auch die Strukturierung der Formen durch eine besondere Pinseltechnik legen Zeugnis von der großen Sorgfalt und malerischen Sicherheit ab, mit der Guillaumin vorzugehen pflegte.

Zertifikat

Mit einer Fotobestätigung des Comité Guillaumin, Paris, vom 30. März 2012. Das Gemälde wird in den in Vorbereitung befindlichen 2. Band des Cat. Rais. zu Guillaumin aufgenommen

Provenienz

Privatbesitz, Amerika; Galerie Salis & Vertes, Salzburg (1996); ehemals süddeutscher Privatbesitz