Günther Uecker - Ohne Titel - image-1

Lot 733 D

Günther Uecker - Ohne Titel

Auktion 998 - Übersicht Köln
23.05.2012, 11:00 - Zeitgenössische Kunst
Schätzpreis: 70.000 € - 90.000 €
Ergebnis: 244.000 € (inkl. Aufgeld)

Nagelung auf Holzstuhl, weiss gefasst, Höhe 108 cm. Auf der Unterseite des Sitzfläche signiert und datiert Uecker 1965 sowie mit einer Widmung versehen. - Mit leichten Altersspuren sowie ein Nagel fehlt.

Mit der Benagelung von Alltagsgegenständen wie Tische, Stühle oder ganze Fernsehapparate begann Günther Uecker ab dem Jahr 1962. Dazu der Kunsthistoriker Dieter Honisch:
„Ähnlich den „Übermalungen“ und „Zumalungen“ von Arnulf Rainer benutzt Uecker nicht die ganze Gegenstandsoberfläche, sondern nur Teile, so viel jedenfalls, daß ihre Funktionalität in Frage gestellt wird. Auf dem „Stuhl“ kann man nicht mehr sitzen, vom „Tisch“ nicht mehr essen und auf der „vernagelten Zeitnähmaschine“ nicht mehr nähen. Entscheidend ist, daß diese Gegenstände aus der Funktion genommen werden, um zu reinen Anschauungsobjekten zu werden, die selbstverständlich alle möglichen Assoziationen auslösen. Bis zum „Stachelhaus“ [einem partiell benagelten kleinen Holzhaus für den Kunsthistoriker Heiner Stachelhaus] kommt in diesen Objekten ein gewisser Sarkasmus zum Ausdruck. [...] Trotz dieser Gegenstandsaneignung, die ja ein künstlerisches Prinzip mit dem Trivialgegenstand verband, umgekehrt wie Dada, das den Trivialgegenstand selbst zum Kunstwerk machte, entstand hier eine Gegenstandtravestie, die in der Umkehrung des Verhältnisses von Bild und Gegenstand deutlich wird. Die „Übernagelungen“ belegen aber die Entschlossenheit Ueckers, den steril gewordenen Kunstbegriff aufzubrechen und in einem Akt des Protestes in die Gegenstandsdiskussion einzuführen. Dies war ja auch in den vorausgegangenen Aktionen deutlich geworden. Es zeigt sich hier zusätzlich das in allem wirksam werdende Bestreben Ueckers, jeden Lebensbereich in die künstlerische Tätigkeit einzubeziehen. (Dieter Honisch, Uecker, Stuttgart 1983, S.82 und 92)

Zertifikat

Mit handschriftlicher Bestätigung des Künstlers vom September 2002.

Provenienz

direkt vom Künstler erworben; seit 1965 in Privatbesitz, Deutschland