Günther Uecker macht in Sachen Kunst Nägel mit Köpfen: Der deutsche Maler und Objektkünstler fügt Massen an Nägeln zu neuen Formen und Körpern zusammen, treibt sie vor allem aber auch in Gegenstände des Alltags, um der Kunst Bahn zu brechen in Bereiche, die ihr ansonsten verschlossen bleiben. Die Schläge seines Hammers sollen Grenzen im menschlichen Denken einreißen und Barrikaden sprengen.
(...) WeiterlesenGünther Uecker - Flucht nach Westdeutschland, Studium bei Otto Pankok
Günther Uecker wurde am 13. März 1930 in Wendorf bei Crivitz geboren. Sein Vater arbeitete als Ingenieur in der Luftfahrtindustrie, sodass der kleine Günther schon früh mit der Technik in Berührung kam. Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und dem Einmarsch der Roten Armee begann die Zeit der russischen Besatzung, die für Günther Uecker eine tiefgreifende negative Erfahrung darstellte und später einen deutlichen Wiederhall in seinem Werk fand. Aus der Lehre als Schreiner und Anstreicher, die Uecker in Grevesmühlen begonnen hatte, wurde bald ein Studium der Malerei, das ihn zunächst nach Wismar und dann an die Kunstakademie in Berlin-Weißensee führte. Bei einem Besuch in West-Berlin anlässlich der Weltjugendfestspiele im Jahr 1951 kam Günther Uecker zum ersten Mal mit abstrakter Kunst in Berührung. Der brennende Wunsch, bei dem westdeutschen Bildhauer, Maler und Grafiker Otto Pankok zu studieren, trieb ihn schließlich an die Kunstakademie Düsseldorf. Die Flucht in den Westen war mit peinlich genauen Verhören der bundesdeutschen Sicherheitsbehörden verbunden, die in dem jungen Uecker einen DDR-Spion vermuteten.
Aufsehenerregende Nagelreliefs, Anschluss an die Gruppe ZERO
Günther Uecker entdeckte bereits in den 1950er-Jahren, also zu Beginn seiner langen künstlerischen Laufbahn, den Nagel als sein zentrales Medium. Allein durch die geschickte Ausrichtung der Nägel wird ein Spiel mit Licht und Schatten ausgelöst, das einen dreidimensionalen, reliefartigen Eindruck erzeugt und dem umgebenden Raum eine neue Dynamik verleiht. In den 1960er-Jahren verband Günther Uecker seine vormals losgelöst entstandenen Nagelskulpturen mit Gegenständen des Alltags und gewann so eine zusätzliche Ebene für seine Kunst. Zur selben Zeit schloss sich Uecker der von Otto Piene und Heinz Mack gegründeten Künstlergruppe ZERO an. Diese neuen Einflüsse regten Uecker zu einer intensiven Beschäftigung mit der Lichtkunst an. Zum bundesweit beachteten Spektakel geriet die Aufführung seines Terrororchesters, einer geräuschvollen Installation aus 20 Küchen- und Handwerksmaschinen, darunter Waschmaschine und Staubsauger, in der Baden-Badener Kunsthalle. Gemeinsam mit Gerhard Richter organisierte er die Demonstration Museen können bewohnbare Orte sein im Rahmen seiner Auseinandersetzung mit Fluxus und Happening.
Wichtiger Impulsgeber der deutschen Nachkriegskunst
Günther Uecker wurde im Zusammenspiel mit seinen ZERO-Kollegen zu einem der wichtigsten Impulsgeber der deutschen Nachkriegskunst und ist heute der teuerste der noch lebenden ZERO-Künstler. Obwohl es die Nagelbilder waren, die seinen internationalen Ruhm bis heute begründen, gehören zum umfangreichen Oeuvre Günther Ueckers Bühnenbildentwürfe für die Wagner-Opern Lohengrin und Tristan und Isolde sowie die vielbeachteten Aschebilder, mit denen er die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl verarbeitete. Als Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie unterrichtete Uecker unter anderem Klaus Schmitt und Halina Jaworski. 1999 übernahm er die Gestaltung des Andachtsraumes im neuen Reichstaggebäude in Berlin. Für seine Kunst erhielt Günther Uecker Preise und Auszeichnungen, darunter das Bundesverdienstkreuz, den Pour le mérite für Wissenschaft und Künste und den Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfahlen. Auch die Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommerns trägt seit 2015 den Namen des Künstlers.
Günther Uecker lebt und arbeitet heute vorwiegend in Düsseldorf-Oberkassel sowie in St. Gallen. Die in den USA lebende Künstlerin Rotraut ist seine Schwester.
Günther Uecker - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: