Albert Anker

Albert Anker - Abgebrochenes Theologiestudium, Malunterricht in Paris

Albert Anker wurde am 1. April 1831 in Ins im Schweizer Kanton Bern geboren. Der Sohn des Tierarztes Samuel Anker interessierte sich schon früh für das Zeichnen und erhielt bereits im Alter von 14 Jahren ersten Zeichenunterricht bei Louis Wallinger. In dieser Zeit verlor er seinen älteren Bruder Friedrich Rudolf und seine Mutter Marianne Elisabeth Anker, fünf Jahre später starb zudem seine Schwester Louise. Vielleicht auch unter dem Eindruck dieser schmerzlichen Verluste entschied sich der künstlerisch begabte Albert Anker für ein Theologiestudium, das er in Bern begann. Der Ruf der Kunst ließ ihn jedoch nicht los, und nachdem er in Paris mit den Werken von Nicolas Poussin und Eustache Le Sueur in Kontakt gekommen war, reifte in ihm der Entschluss, sein Theologiestudium zugunsten einer Künstlerkarriere abzubrechen. Die Kreidezeichnung Rauchender Alter war sein erster Beitrag zu einer Ausstellung des Schweizerischen Kunstvereins in Bern. Mit der Erlaubnis seines Vaters ging er schließlich nach Paris, um dort bei dem klassizistischen Schweizer Maler Charles Gleyre in die Lehre zu gehen.

Realistische Bilder für ein bürgerliches Publikum

Albert Anker besuchte in Paris außerdem für mehrere Jahre die École des Beaux-Arts und beteiligte sich mit einigem Erfolg an verschiedenen Kunstausstellungen. Im Anschluss an sein Studium entwickelte er eine rege Reisetätigkeit, die er bis zu seinem 60. Geburtstag beibehielt: Die Winter verbrachte er in Paris, die Sommer im Berner Seeland. Erst in den letzten Jahren seines Lebens ließ er sich ganzjährig in seiner Schweizer Heimat nieder. 1864 heiratete Albert Anker eine Freundin seiner verstorbenen Schwester, Anna Rüfli, mit der er sechs Kinder hatte. Um seine Familie zu ernähren, verdingte sich der junge Künstler zunächst als Fayence-Maler für den elsässischen Hersteller Théodore Deck. Von Anfang an traf Albert Anker mit seinen Bildern den Geschmack eines breiten Publikums und hatte entsprechend auch keine Mühe, seine Kunst zu veräußern. Die wohlhabende Schweizer Bürgerschicht war gern bereit, gutes Geld für die lebendigen und unverwechselbaren Darstellungen des Schweizer Lebens und vor allem der Kinder zu bezahlen. Schnell entwickelte sich Anker zum beliebtesten Schweizer Maler seiner Zeit und wurde eine bedeutende Person des öffentlichen Lebens.

Ein engagierter Maler für die Menschen

Albert Anker war den Menschen zugewandt und nahm regen Anteil am gesellschaftlichen Leben um ihn herum. Seine Bilder spiegeln dieses Interesse wider. Neben seiner künstlerischen Arbeit fühlte er sich seiner Umwelt auch moralisch und politisch verpflichtet und engagierte sich in vielen Belangen, um Verhältnisse zu verbessern und Missstände insbesondere im Bildungssystem auszugleichen. Anker setzte sich dafür ein, dass Kinder aller Schichten eine vernünftige Bildung erhielten und stand dabei den neuen Lehren der Schweizer Pädagogen Johann Heinrich Pestalozzi und Jean-Jacques Rousseau nahe. Ein schwerer Schlaganfall sorgte dafür, dass Albert Anker in seinem letzten Lebensjahrzehnt auf den Gebrauch seiner wichtigen rechten Hand verzichten musste. Er beschränkte sich daher auf das Malen kleiner Aquarelle, die er bequem im Sitzen anfertigen konnte, wobei der Bildträger auf seinen Knien ruhte.

Albert Anker starb am 16. Juli 1910 in Ins. Im selben Jahr ehrte man den verstorbenen Künstler mit einer umfassenden Gedächtnisausstellung – es war Albert Ankers erste Einzelausstellung.