Gerd Baukhage

Gerd Baukhage - Architektur- und Kunststudium, Emigration in die Schweiz

Gerd Baukhage wurde am 10. Juli 1911 in Herten geboren. Das vierte von fünf Kindern eines Architekten sollte zunächst in die Fußstapfen des Vaters treten und Architektur studieren. Er besuchte zunächst in München die Technische Hochschule und ging im Anschluss 1932 nach Düsseldorf auf die Kunstakademie. In Anbetracht der bevorstehenden Machtergreifung der Nationalsozialisten währte Baukhages Studium nur kurz, doch lernte er in dieser Zeit Werner Heuser kennen und konnte zumindest einen grundsätzlichen Eindruck von Paul Klee gewinnen, ehe dieser von den neuen Machthabern entlassen wurde. Kurz vor seiner eigenen Emigration in die Schweiz schloss Gerd Baukhage noch Freundschaft mit Theo Champion, der sich als poetischer Landschaftsmaler einen Namen machte. In seinem Schweizer Exil konnte sich Gerd Baukhage durch idyllische Bilder der dortigen Landschaft seinen Lebensunterhalt sichern. Gleichzeitig beschäftigte er sich mit der Kunst seiner Landsleute und Leidgenossen, die ebenfalls vor dem NS-Regime in die Schweiz geflohen waren: Ludwig Kirchner, Paul Klee und Karl Hofer.

Sowjetische Kriegsgefangenschaft und Rückkehr nach Köln

Gerd Baukhage entschloss sich im Jahr 1939 aus Rücksicht auf seine Familie zur Rückkehr nach Deutschland, wurde prompt zum Militär eingezogen und geriet zum Kriegsende im Jahr 1945 noch in sowjetische Gefangenschaft. Nach seiner Entlassung im Jahr 1949 kehrte er nach Köln zurück und bereiste den Mittelmeerraum. In den 1950er-Jahren verarbeitete er seine Erlebnisse im Krieg und in der Gefangenschaft mit einer Reihe von Aquarellen, die sich durch eine für ihn ungewohnt gefühlsstarken Pinselführung auszeichneten. Ansonsten beschäftigten Gerd Baukhage zunächst das vom Krieg gezeichnete Köln, dessen Trümmerlandschaften er ein ums andere Mal künstlerisch umsetzte. Letztlich blieb er damit seiner ursprünglichen Profession der Landschaftsmalerei treu. Gleichzeitig interessierte er sich aber auch immer mehr für die Moderne und suchte nach einem eigenen Zugang zu dieser Kunstform. 1968 heiratete er die Ärztin Maria Theresia Solbach.

Dreidimensionale Stillleben der menschlichen Gräueltaten

Gerd Baukhage gehörte bald zu den angesehenen Künstlerpersönlichkeiten der Stadt Köln. In seinem Atelier trafen sich große Namen wie George Brecht und Wolf Vostell und inspirierten sich wechselseitig. Aus Amerika fanden die Strömungen der Pop-Art, des Informel und die Art brut ihren Weg nach Deutschland, konnten allerdings Baukhage, der sich der Zusammenwirkung von Mensch und Natur widmete, kaum neue künstlerische Perspektiven eröffnen. Zeitweise trug er seine Farben nicht nur mit einem Pinsel auf, sondern benutzte dafür einen kleinen Zerstäuber. Besonderen Rum erwarb Baukhage mit seinen sogenannten Versperrungen, Darstellungen menschlicher Grausamkeiten unter Verwendung von Nägeln, Holzbohlen und allerlei Schwemmgut, das er selbst bei seinen häufigen Spaziergängen am Rhein aufzusammeln pflegte. In seinen letzten Lebensjahren hatte Gerd Baukhage unter einer zunehmenden Erblindung zu leiden, die ihn schließlich dauerhaft an der Ausübung seiner künstlerischen Tätigkeit hinderte.

Gerd Baukhage starb am 1. März 1998 in Köln.