Franz Bernhard

Franz Bernhard wurde am 17. Januar 1934 in Neuhäuser in der Tschechoslowakei (dem heutigen Ortsteil Nové Chalupy der Gemeinde Nová Pec in Tschechien) geboren. Der Sohn eines Bäckers und Landwirts kam mit seiner Familie infolge der Vertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei nach Siegelsbach in Baden-Württemberg, wo er 1949 zunächst eine Schreinerlehre begann, 1950 aber wieder zur Schule ging und bis 1956 das Gymnasium bis zum Abitur besuchte. Im Anschluss versuchte sich Franz Bernhard in unterschiedlichen Tätigkeiten, ehe er 1959 seiner Berufung folgte und bis 1966 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe Bildhauerei bei Fritz Klemm (1902–1990) und Wilhelm Loth (1920–1993) studierte. Finanziell unterstützt wurde er in dieser Zeit unter anderem durch ein Stipendium der Studienstiftung des deutschen Volkes, das ihm 1963 zugesprochen wurde. Nach seinem Studium war Franz Bernhard als Stipendiat Gast der Villa Romana in Florenz (1968) und der Villa Massimo in Rom (1969).

Franz Bernhard ging seinen Weg als Künstler mit großer Konsequenz und entwickelte kontinuierlich eine eigene, unverwechselbare Handschrift. Grundlegendes und verbindendes Element seiner Arbeit war der Mensch, den er zum Ausgangs- und Mittelpunkt seines Schaffens wählte. Dabei fällt auf, dass seine Figuren trotz ihrer unübersehbaren Verletzlichkeit immer eine hoffnungsfrohe Anmutung besitzen: Franz Bernhard formte seine Skulpturen mit erhobenem Haupt. Als Werkstoff für seine stark abstrahierten menschlichen Figuren bevorzugte er Holz und Cortenstahl, für die Wandreliefs seines weniger bekannten Frühwerks nutzte der Künstler auch Messing- und Zinkblech sowie Leder und Papier. Franz Bernhards Bildsprache war schlicht, mitunter reduziert bis über die Schwelle der Abstraktion hinaus, aber auch reich an Zeichen und Chiffre, mit denen der Künstler die menschliche Identität zu erfassen und die Beziehung von Körper und Raum abzubilden versuchte. Bekannt sind vor allem seine monumentalen Freiplastiken wie die Große Mannheimerin beim Planetarium Mannheim. Ausgeführt wurden diese Arbeiten meist in einer Schiffswerft; die fertigen Skulpturen verraten dabei immer noch die Abläufe hinter ihrer Entstehung, weisen Abnutzungserscheinungen und Bearbeitungsspuren auf.

Franz Bernhard war von 1967 bis 1990 Mitglied des Deutschen Künstlerbundes und ein häufiger Gast auf dessen jährlichen Ausstellungen, von 1990 bis 1992 gehörte er der Akademie der Künste Berlin an und 1994 wurde er zum Vorsitzenden des Künstlerbundes Baden-Württemberg gewählt. 1977 nahm er an der documenta 6 in Kassel teil. Für sein künstlerisches Werk erhielt Franz Bernhard Preise und Auszeichnungen, darunter im Jahr 1989 den Lovis-Corinth-Preis, 1998 den Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland (Bundesverdienstkreuz), 2004 den Verdienstorden des Landes Rheinland-Pfalz und 2007 den Erich-Heckel-Preis.

Franz Bernhard starb am 28. Mai 2013 in Jockgrim.