Marianne Brandt

Marianne Brandt - Förderung durch die Eltern, Ausbildung in Weimar

Marianne Brandt wurde am 1. Oktober 1893 in Chemnitz als Marianne Liebe geboren. Die Tochter eines angesehenen Rechtsanwalts wuchs in behüteten Verhältnissen auf und empfing wie auch ihre beiden Schwestern von den Eltern eine umfassende Förderung ihrer musischen Veranlagung. Marianne Brandt zog 1911 nach Weimar, wo sie ihre künstlerische Ausbildung an einer privaten Kunstschule begann. 1913 wurde sie an der Hochschule für Bildende Kunst aufgenommen, besuchte dort zunächst die Zeichenklasse von Robert Weise und wechselte später in die Naturklasse von Fritz Mackensen. Zu ihren Kommilitonen zählten klangvolle Namen wie Hans Arp, Otto Lindig und Otto Pankok – sowie der norwegische Maler Erik Brandt, den sie 1919 heiratete und nach Oslo begleitete. In Norwegen wurde Marianne Brandt allerdings nie wirklich heimisch; nach einem ausgedehnten Studienaufenthalt in Paris kehrte sie bereits 1921 nach Weimar zurück und studierte Bildhauerei bei Richard Engelmann. 1923 begann sie ihre Ausbildung am Staatlichen Bauhaus in Weimar.

Produktive Jahre am Bauhaus in Weimar und Dessau

Marianne Brandt erhielt am Bauhaus Unterricht von Josef Albers, László Moholy-Nagy, Paul Klee und Wassily Kandinsky. Ihrem Lehrer Moholy-Nagy, zu dem sie ein enges Verhältnis pflegte, folgte sie an das neueröffnete Bauhaus in Dessau, wo sie ihre Ausbildung in der Metallwerkstatt mit einer Gesellenprüfung abschloss. Obwohl Marianne Brandt nur fünf Jahre ihres Lebens am Bauhaus in Weimar und Dessau verbrachte, darf diese Zeit wohl als die fruchtbarste Phase ihrer Künstlerlaufbahn gelten. Dabei hatte sie als Frau zu Beginn durchaus mit Vorurteilen und Ablehnung zu kämpfen, vor allem, als sie nach dem Abschied von László Moholy-Nagy die Leitung von dessen Metallwerkstatt übernahm. Mit ihren wegweisenden Design-Ideen und ihren frischen Sichtweisen auf das genutzte Material erwarb sie sich aber bald den Respekt ihrer männlichen Kollegen. Gemeinsam mit Hin Bredendieck und anderen Bauhaus-Künstlern entwarf Brandt für mehrere deutsche Firmen verschiedene Produktentwürfe für die Serienproduktion.

Künstlerisch schwierige Nachkriegsjahre in der DDR

Marianne Brandt verließ gegen Ende des Jahres 1929 das Bauhaus, arbeitete im Architekturbüro von Walter Gropius und übernahm eine leitende Stellung in der Metallwarenfabrik Ruppelwerk GmbH in Gotha. Während der NS-Diktatur trat sie zwar in die Reichskulturkammer ein, gehörte aber nie der NSDAP an. Mangels anderer Entfaltungsmöglichkeiten besann sich Brandt auf ihre Anfänge als Malerin – ein häufiges Modell waren die Trümmerlandschaften um ihr zerstörtes Elternhaus. Nach dem Krieg lebte die Künstlerin in der DDR und folgte dem Ruf von Mart Stam an die Dresdner Hochschule für Werkkunst. Der sogenannte Formalismusstreit der frühen 1950er-Jahre erschwerte Marianne Brandts weitere künstlerische Arbeit erheblich: Das gleichgeschaltete sozialistische Industriedesign bot keinen Raum für individuelle Verwirklichung. Vom Erfolg ihrer Entwürfe in anderen Ländern konnte Marianne Brandt ebenfalls nicht profitieren – so entstanden nach ihrer Vorlage zwar Aschenbecher und Schüsseln in Serie, doch bezahlte die dafür zuständige italienische Firma Alessi der Künstlerin aber keine Lizenzgebühren.

Marianne Brandt starb am 18. Juni 1983 in Kirchberg.