Miriam Cahn

Kunst spielte schon früh eine Rolle in Miriam Cahns Leben

Miriam Cahn wurde am 21. Juli 1949 in Basel geboren. Ihr Vater war der deutschstämmige Archäologe Herbert A. Cahn, der 1933 aufgrund der politischen Verhältnisse in die Schweiz hatte emigrieren müssen. Die Kunst spielte von jeher eine Rolle in dem gebildeten Elternhaus von Miriam Cahn, schon als Kind besuchte sie mit leuchtenden Augen Ausstellungen von Alexander Calder und Jean Tinguely. Von 1968 bis 1973 besuchte sie die Grafikfachklasse der Schule für Gestaltung in Basel. Als Vorbilder wählte sich die Schweizer Künstlerin Miriam Cahn nicht etwa ihre berühmten Landfrauen Sophie Taeuber-Arp oder Meret Oppenheim, sondern die eher wilden Performance-Künstlerinnen Valie Export und Ulrike Rosenbach. Ähnlich unangepasst und aufrührerisch fiel ihre erste eigene Kunstaktion aus, bei der sie eine Autobahnbrücke bei Basel illegal Wandzeichnungen anbrachte. Dies trug ihr nicht nur eine Verhaftung ausgerechnet an Heiligabend, sondern auch einen Prozess mit anschließender Verurteilung ein.

Eklat auf der documenta 7, Berlinale-Teilnahme und DAAD-Stipendium

Der Karriere von Miriam Cahn hat dieser holprige Start nicht geschadet – im Gegenteil: Mit ihrer gewagten Performance in Basel wurde sie schlagartig weitreichend bekannt. Eine Folge war die Einladung auf die documenta 7, die für die Künstlerin allerdings in einem Eklat mündete: Kurator Rudi Fuchs hatte ihr entgegen vorheriger Absprachen doch keinen eigenen Raum zugebilligt, was Miriam Cahn dazu bewog, unter deutlich artikuliertem Protest ihre Kunstwerke abzuziehen. Das war im Jahr 1982; über zwei Jahrzehnte später erhielt Cahn 2017 auf der documenta 14 ihre späte Genugtuung: Diesmal war ihr unter der Kuration von Adam Szymczyk ein ganzer Raum vergönnt, in dem sie unter dem Motto »könnteichsein« mit farb- und ausdrucksstarken und in Teilen auch drastischen Bildern Besucher und Kritiker für sich einnahm. Zwischen diesen Polen lagen für Miriam Cahn Preise und Ausstellungen, darunter die Teilnahme an der Biennale von Venedig 1984 und ein DAAD-Stipendium, das sie nach Berlin führte.

Die großen Menschheitskrisen, Krieg und Feminismus als Sujet

Beherrschendes Thema für die Künstlerin Cahn ist der feministische Aspekt ihrer Kunst, mit dem sie sich gegen die ihrer Auffassung nach männlich dominierte Kunstwelt auflehnt und sich selbst und ihre Mitkünstlerinnen aus der allgegenwärtigen Unterdrückung befreien möchte. Diesen Kampf führt die Künstlerin geradezu trotzig mit nie versiegender Energie und unbeirrt gegen jeden Widerspruch. Genauso konsequent nimmt sich Cahn in ihrem Werk dem Krieg und den großen Flüchtlingskatastrophen an, die sie zuvorderst als männliches Phänomen, Ausdruck und Folge maskuliner Gewaltneigungen begreift, sie zeigt in ihren Bildern Opfer und Täter, bedient sich ganz unterschiedlicher Materialien und Formaten. Die distanziert-aufrechte Haltung des Malers vor dem Gemälde ist ihr fremd, sie empfindet diese Pose als männlich-genialisch und sucht stattdessen einen unmittelbareren Zugang zu ihrer Kunst, arbeitet oft direkt auf dem mit Farben und Kreidestaub bedeckten Boden, wo sie sich aus ihrem ganzen Körper heraus mit intensiven Bewegungen ihre Bilder geradezu erkämpft.

Miriam Cahn lebt und arbeitet in Basel und Maloja.