Jorge Castillo

Jorge Castillo - Auf autodidaktischem Weg zur Kunst und zum Surrealismus

Jorge Castillo wurde am 16. Juni 1933 im spanischen Pontevedra geboren. Als er gerade ein Jahr alt war, verließ seine Familie das von Aufständen und Unruhen zerrüttete Spanien und emigrierte nach Argentinien, sodass er seine Kindheit und Jugend in Buenos Aires verbrachte. Dort entwickelte Jorge Castillo ein frühes Interesse an der Kunst und eignete sich zunächst als Autodidakt erste Kenntnisse im Malen und Zeichnen an. Nur kurz währte sein 1941 begonnenes Studium an der Escuela de Bellas Artes de Buenos Aires, weil der eigenwillige junge Mann nicht mit den akademischen Grenzen und Vorgaben anfreunden mochte. Jorge Castillo blieb als Künstler darum Autodidakt, durchlief aber gleichzeitig eine Ausbildung zum technischen Zeichner. Als äußerst fruchtbar erwies sich der Kontakt mit der argentinischen Künstlerin Raquel Forner: Mit der angesehenen Surrealistin entwickelte sich ein inspirierender Austausch und eine intensive Zusammenarbeit. Im Jahr 1955 kehrte Castillo schließlich in seine spanische Heimat zurück, wo er sich zunächst in Madrid niederließ.

Erste Ausstellung in Madrid und internationaler Durchbruch

Jorge Castillo blieb dem Surrealismus treu und schuf in den 1950er-Jahren hauptsächlich Gouachen und Tuschezeichnungen in diesem Stil. Eine Auswahl dieser Arbeiten konnte er 1959 auf seiner ersten Einzelausstellung in der Madrider Galería Altamira präsentieren. In den frühen 1960er-Jahren ging Castillo nach Barcelona, zog aber bald nach Paris weiter, wo er sich zu Studienzwecken zwei Jahre lang aufhielt. 1966 führte ihn sein Weg nach Genf; bis 1969 lebte er nahezu drei Jahre in der Schweiz. Als einschneidendes und prägendes Erlebnis empfand Castillo das Nuklearunglück von Palomares, bei dem ein mit Atombomben bestückter amerikanischer Langstreckenbomber havarierte. Dieser Unfall, bei dem radioaktives Plutonium freigesetzt wurde, führte nicht nur zu langjährigen diplomatischen Auseinandersetzungen zwischen Spanien und den USA, sondern inspirierte auch Jorge Castillo zu einem großformatigen Triptychon, mit dem er international viel Aufsehen erregte. 1968 konnte er es neben drei anderen Werken auf der 4. Documenta in Kassel ausstellen. In der Folge erhielt er ein Stipendium des Deutschen Akademischen Austauschdienstes und zog 1969 nach Berlin.

Gefeierter Künstler mit reger internationaler Ausstellungstätigkeit

Jorge Castillo kehrte 1975 zeitweilig nach Barcelona zurück und schuf zahlreiche monumentale Werke, die den öffentlichen Raum in spanischen Städten wie Barcelona, Messina und La Coruña prägten. In den 1980er-Jahren wagte er den Sprung über den großen Teich und konnte sich schnell auch in New York City als erfolgreicher Künstler etablieren. Als gern gesehener und gefeierter Gast nahm er an zahlreichen Ausstellungen und Kunstmessen teil, darunter die Biennale von São Paolo im Jahr 1964 und die Biennale von Venedig im Jahr 1968. Für sein beeindruckendes Werk erhielt Jorge Castillo Preise und Auszeichnungen, darunter im Jahr 1975 der Darmstädter Wilhelm-Loth-Preis.

Jorge Castillo lebt und arbeitet heute abwechselnd in Barcelona, Berlin und New York.