Paul Citroen

Paul Citroen – Umgang mit den Dadaisten, Studium am Bauhaus

Paul Citroen wurde am 15. Dezember 1896 in Berlin geboren. Der Sohn eines niederländisch-jüdischen Pelzhändlers wuchs in gesicherten Verhältnissen auf, die ihm eine gute Ausbildung ermöglichten. Während seines Besuchs des Askanischen Gymnasiums lernte er den späteren Fotografen Erwin Blumenfeld kennen. Sein früh zutage tretendes künstlerisches Talent führte ihn in das Studienatelier für Malerei und Plastik von Arthur Lewin-Funcke. Dort schloss er Freundschaft mit seinem Mitstudenten und künftigen Bauhausmeister Georg Muche, der ihn mit dem Galeristen Herwarth Walden bekannt machte. Paul Citroen half Walden bei der Einrichtung der Sturm-Kunstbuchhandlung und ging 1917 als offizieller Sturm-Vertreter in die Niederlande. Walden brachte den bis dahin vor allem vom Impressionismus geprägten Citroen 1918 mit den Dada-Künstlern zusammen, für die er, angeregt durch seinen früheren Klassenkameraden Blumenfeld, seine ersten »Klebebilder« – eine frühe Form der Fotomontage – schuf. 1922 begann Paul Citroen ein Studium am Bauhaus und besuchte zunächst den Vorkurs bei Johannes Itten. 1923 assistierte er Paul Klee bei der Durchführung der ersten großen Bauhaus-Ausstellung, auf der er selbst mit seiner Fotocollage Metropolis vertreten war.

Erfolge in Amsterdam, Diffamierung durch die NS-Diktatur

Paul Citroen entwickelte ein immer stärkeres Interesse an der Fotografie und nahm Unterricht bei dem Fotojournalisten Otto Umbehr (Umbo) und der Fotografin Marianne Breslauer. Letztere machte Citroen mit dem Maler und Fotografen Werner Rohde bekannt, dem er in lebenslanger Freundschaft verbunden blieb. Nach Aufenthalten in Paris und Basel übersiedelte Paul Citroen 1927 nach Amsterdam, wo er 1929 heiratete. Mit der Kamera, die ihm seine Eltern zur Hochzeit schenkten, verdiente er sich als Porträtfotograf seinen Lebensunterhalt. 1932 konnte Citroen in seiner Wahlheimat Amsterdam seine Fotografien zum ersten Mal auf einer Ausstellung präsentieren. 1933 gründete er gemeinsam mit Charles Roelofsz die Nieuwe Kunstschool, eine private Kunstakademie, die am Vorbild des Bauhauses orientiert war. An der Kunstakademie in Den Haag führte Citroen außerdem seit 1935 Abendkurse durch und lehrte ab 1937 als Professor für Malerei; zu seinen Schülern gehörte der Maler und Grafiker Toon Wegner. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland und der nachfolgende Einmarsch in die Niederlande führte dazu, dass Citroen 1940 aufgrund seiner jüdischen Abstammung seinen Posten als Dozent verlor; 1943 wurde auch seine eigene Schule unter dem Vorwurf der »entarteten Kunst« geschlossen.

Im Zentrum der niederländischen Kunstszene

Paul Citroen überlebte den Krieg und kehrte 1945 wieder als Lehrer an die Den Haager Akademie zurück. Er wurde zu einer der bedeutenden Künstlerpersönlichkeiten der Niederlande, gehörte der Gesellschaft Pulchri Studio an und pflegte regen Umgang mit Künstlern und Schriftstellern. Sein künstlerisches Schaffen als Zeichner und Fotograf fokussierte sich auf das Porträt, zu seinen Modellen gehörten Oskar Kokoschka, Max Ernst, Thomas Mann, Yehudi Menuhin, Darius Milhaud, Curt Bois, Benjamin Britten, John Cage und viele andere große Namen von internationalem Rang. Paul Citroen entwarf in den späten 1940er Jahren Bühnenbilder für die Nederlandse Opera und gestaltete Sonderbriefmarken für die niederländische Post.

Paul Citroen starb am 13. März 1983 in Wassenaar.