Jean-Baptiste Greuze gehörte zu den letzten großen Meistern des ausgehenden Rokoko; der französische Maler und Freimaurer war vor allem für seine Darstellungen junger Mädchen und Frauen berühmt, auf dem Höhepunkt seines Ruhmes wurden seine Werke kopiert und nachgeahmt.
(...) WeiterlesenJean-Baptiste Greuze - Ausbildung bei Charles Grandon und Charles-Joseph Natoire
Jean-Baptiste Greuze wurde am 21. August 1725 in Tournus geboren. Der Sohn einer kinderreichen Familie sollte nach dem Willen des Vaters anfänglich eine Karriere als Architekt anstreben, konnte sich nach langen Kämpfen aber mit seinem erklärten Berufswunsch Maler durchsetzen. Dazu trug sicher bei, dass sein außerordentliches Talent schon früh zutage trat: Es wird erzählt, er habe bereits als Achtjähriger einen Kupferstich so exakt kopiert, dass man ihn vom Original nicht mehr zu unterscheiden vermochte. In Lyon wurde Jean-Baptiste Greuze Lehrling des Porträtmalers Charles Grandon. Das Verhältnis zum Vater, einem Dachdecker, blieb zeitlebens schwierig, denn Greuze schämte sich für seine einfache Herkunft, verbrämte den väterlichen Beruf zu dem eines Architekten und legte sich selbst einen Doppelnamen bei – eigentlich hieß er schlicht Jean Greuze. Nicht zu schämen brauchte er sich seines Talents, das seinen beeindruckten Lehrmeister Grandon dazu bewog, ihm eine Empfehlung für die Académie royale de peinture et de sculpture auszusprechen. Dort war in der Hauptsache der Rokoko-Meister Charles-Joseph Natoire sein Lehrer.
Große künstlerische Erfolge in den 1750er-Jahren
Jean-Baptiste Greuze ersuchte vergebens bei Louis de Silvestre, der als Zeichenlehrer am französischen Königshof fungierte, um die Vermittlung einer vergleichbaren Anstellung. Louis Gougenot ermöglichte Jean-Baptiste Greuze eine Studienreise nach Italien; der Einfluss der italienischen Meister auf die Kunst des Franzosen ist in der Forschung umstritten. Der Bildhauer Jean-Baptiste Pigalle sorgte 1755 für eine vorläufige Aufnahme Greuzes an der Akademie, obwohl der Künstler sein offizielles Aufnahmegemälde erst 1768 nach zahlreichen Ermahnungen mit einer mehr als zehnjährigen Verzögerung ablieferte – zu dieser Zeit war Greuzes Stern bereits am Sinken und das Werk fand nur wenig Beifall. Die ausgewiesene Nähe zum Rokoko, die auch seinem Lehrer Natoire geschuldet war, erwies sich für Jean-Baptiste Greuze zunehmend als Hypothek, da sie dem Geschmack seiner Zeit nicht mehr entsprach. Obwohl er den Ideen von Denis Diderot und Jean-Jacques Rousseau offen und wohlwollend gegenüberstand, ging er in seiner Bildersprache nie über die Gepflogenheiten des bürgerlichen Milieus hinaus.
Private und wirtschaftliche Schwierigkeiten im letzten Lebensdrittel
Jean-Baptiste Greuze heiratete 1759 die aus wohlhabendem Hause stammende Anne-Gabrielle Babuti, die Ehe verlief zunächst glücklich, doch litt der Künstler in späteren Jahren zunehmend unter der Verschwendungssucht und Treulosigkeit seiner Ehefrau – die Scheidung blieb schließlich unausweichlich. Die gemeinsame Tochter Anna Greuze wurde später ebenfalls Malerin. Weil der Künstler selbst wie viele seiner Zeitgenossen mit Assignaten, der glücklosen Revolutionswährung, spekuliert hatte, stand er wirtschaftlich vor dem Nichts. Die anfängliche Begeisterung für die Französische Revolution schwand schlagartig, Greuze musste sich seinen Lebensunterhalt als Mal- und Zeichenlehrer verdienen. Seine berühmteste Schülerin, die hochbegabte Constance Mayer, wechselte 1798 ausgerechnet zu Greuzes härtestem Widersacher und Rivalen, Pierre Paul Prud'hon. Kurz vor seinem Tod bemühte sich Jean-Baptiste Greuze mit einem Gemälde Napoleons vergeblich um die Anerkennung der neuen Machthaber.
Jean-Baptiste Greuze starb am 21. März 1805 in Paris, völlig verarmt und nahezu unbeachtet. Von seinen zahlreichen früheren Freunden erwiesen ihm lediglich Jean Simon Berthelemy und Jacques Dumong die letzte Ehre.
Jean-Baptiste Greuze - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: