Heinrich Heidersberger

Heinrich Heidersberger wurde am 10. Juni 1906 in Ingolstadt geboren. Nach dem frühen Tod seines Vaters im Jahr 1911 zog er mit seiner Mutter und seinem jüngeren Bruder Friedrich nach Linz, wo die Familie bei den Großeltern mütterlicherseits lebte. Hier besuchte er das Gymnasium und schloss noch während seiner Schulzeit Freundschaft mit dem späteren Schriftsteller Eduard Zak (1906–1979). 1917 trat Heinrich Heidersberger der Schüler- und Studentenbewegung Wandervogel bei, entwickelte ein starkes Interesse an den Naturwissenschaften und versuchte sich als Kakteenzüchter. Die nach dem Ende des Ersten Weltkriegs bestehende Nahrungsmittelknappheit führte dazu, dass viele Kinder aus Österreich ins Ausland verschickt wurden; Heinrich Heidersberger kam als ein solches »Wienerkind« für die Sommermonate nach Dänemark, erlernte die dänische Sprache und sammelte erste Erfahrungen mit der Astronomie sowie der Funk- und Rundfunktechnik. 1919 konstruierte er mit seinem neu erworbenen Wissen seine ersten eigenen Empfangsgeräte. 1925 beendete Heinrich Heidersberger seine Schulzeit mit dem Abitur in Linz.

Heinrich Heidersberger absolvierte Praktika in einer Transformatorenfirma in Dresden und in einer Baufirma in Linz und begann 1927 ein Architekturstudium in Graz, das er aber bald abbrach, um sich der bildenden Kunst zu widmen. Mit dem Wunsch, Maler zu werden, ging Heidersberger nach Paris, besuchte dort die Malschule von Fernand Léger (1881–1955) und beschäftigte sich erstmals mit der Fotografie, nachdem ihm sein dänischer Pflegevater eine einfache Holzkamera geschenkt hatte. Bald wurde die Fotografie zu seiner eigentlichen Profession, die Malerei trat in den Hintergrund. 1929 lernte er die Fotografin Ida Kar (1908–1974) kennen, mit der er eine Zeit lang zusammenarbeitete. In den Pariser Cafés traf Heidersberger auf später berühmte Schriftsteller wie Henry Miller (1891–1980) und Ernest Hemingway (1899–1961). 1931 kehrte er nach Linz zurück und gründete dort mit Künstlerfreunden das politische Kabarett Thermopylen. In Den Haag entstanden erste Fotoreportagen, die in Zeitschriften wie dem Life Magazin erschienen.

Heinrich Heidersberger eröffnete nach dem Zweiten Weltkrieg ein Fotoatelier in Braunschweig und dokumentierte die Kriegsverwüstungen seiner Wahlheimat. 1949 sorgte er mit seinem Fotoprojekt Kleid aus Licht für Aufsehen: Für die im Stern veröffentlichten Bilder erzeugte der Künstler mithilfe seiner selbstkonstruierten Lichtkanone ein Licht- und Schattenspiel auf dem nackten Körper seiner späteren Ehefrau Renate Weber, so dass Einzelheiten für den Betrachter nicht zu erkennen waren. Mit seiner ebenfalls selbst entwickelten Pendelmaschine »Rhythmograph« erzeugte er vielbeachtete fotografische Rhythmogramme. Jean Cocteau (1889–1963) kaufte eines als Geschenk für Picasso (1881–1973) zu verehren. In den 1950er und 1960er erschienen Heidersbergers Fotografien in renommierten Zeitschriften wie Architectural Digest und Illustrierte Zeitung. 1961 übersiedelte er nach Wolfsburg, wo er sich im städtischen Renaissance-Schloss ein Atelier einrichtete. Für seine innovativen fotografischen Ansätze erhielt Heinrich Heidersberger Preise und Auszeichnungen, darunter eine Silbermedaille auf der Mailänder Triennale im Jahr 2003.

Heinrich Heidersberger starb am 14. Juli 2006 in Wolfsburg.