Hans Holbein d. J.

Hans Holbein d. J. wurde im Jahr 1497 oder 1498 wahrscheinlich in Augsburg geboren, wo sein Vater bereits mit großem Erfolg als Künstler tätig war. In der väterlichen Werkstatt dürfte der junge Hans dann auch vom alten Hans die Grundlagen der Malerei erlernt haben. Zwar war auch sein Onkel Sigmund Holbein als Maler tätig, doch es ist nicht bekannt, ob dieser auf die Entwicklung des jungen Hans Holbein irgendeinen Einfluss genommen hat. Hans Holbeins älterer Bruder Ambrosius Holbein war ebenfalls Maler und Zeichner. Im Jahr 1515 zogen die Brüder nach Basel, wohl in der Hoffnung, in der prosperierenden Buchdruckerstadt gut bezahlte Aufträge für Illustrationen zu bekommen. Tatsächlich erhielt Hans Holbein die Möglichkeit, so berühmte zeitgenössische Schriften wie den Roman Utopia von Thomas Morus und das der Narrenliteratur zugerechnete Lob der Torheit des Erasmus von Rotterdam künstlerisch auszugestalten. Von 1517–1519 hielt sich Holbein zu Studien- und Arbeitszwecken in Luzern auf, 1519 musste den frühen Tod seines Bruders Ambrosius verkraften.

Hans Holbein d. J. konnte infolge seiner Heirat mit einer vier Jahre älteren Witwe eines Gerbers der Basler Malerzunft (Zunft zum Himmel) beitreten und im Jahr 1520 auch das Bürgerrecht der Stadt Basel erwerben. Das berühmte Bild, das Hans Holbeins Ehefrau und die beiden erstgeborenen Kinder zeigt, gilt als eines der ersten Bildnisse, die ein Künstler von der eigenen Familie angefertigt hat. Als Bildnismaler brachte es Hans Holbein zu großem Ruhm und noch größerer Meisterschaft; am häufigsten porträtierte er den Philosophen Erasmus von Rotterdam, dessen Schriften er zuvor bereits illustriert hatte. Während der fruchtbaren Basler Jahre entstanden auch die beiden berühmten Madonnenbilder des Künstlers, die Darmstädter Madonna und die Solothurner Madonna. 1521 genoss er so großes Ansehen, dass man ihn mit der Bemalung des Grossratssaales im Basler Rathaus beauftragte. Wie kaum ein anderer deutscher Künstler seiner Zeit hat sich Holbein der Wandmalerei zugewandt, doch ging der größte Teil seiner Wandgemälde verloren.

Hans Holbein d. J. arbeitete 1523/24 zeitweilig in Frankreich, wo sich König Franz I. als großer Förderer der Künste erwies, besuchte von 1526 bis 1528 zum ersten Mal England und kehrte 1528 noch einmal nach Basel zurück, wo der protestantische Bildersturm 1529 seine Auftragslage sehr erschwerte. In London vermittelte sein Freund Erasmus von Rotterdam die Bekanntschaft von Thomas Morus, der ihn wiederum König Heinrich VIII. vorstellte. Der englische Monarch beauftragte ihn mit den Dekorationen für die königliche Hochzeit mit Anne Boleyn und ernannte ihn zu seinem Hofmaler. Holbein genoss so lange die außerordentliche Kunst des Königs, bis er dessen zukünftige Gattin Anna von Kleve malerisch etwas zu sehr verklärte: Als Heinrich dann die echte Anna sah, fühlte er sich getäuscht und verbot seinem Hofmaler, jemals wieder ein Mitglied der königlichen Familie zu porträtieren.

Hans Holbein d. J. fiel am 29. November 1543 in London der grassierenden Pest zum Opfer.