Frank Horvat bewahrte die Schönheit vor dem Vergehen: Der italienische Fotograf, der seine Heimat in Frankreich fand, entdeckte in Paris die besonderen Augenblicke der Mode- und Alltagswelt, die er mit einem einzigartigen Gespür für Ästhetik in zahlreichen ikonischen Bildern festhielt.
(...) WeiterlesenFrank Horvat – Studium in Mailand, Reisen durch Europa und Asien
Frank Horvat wurde am 28. April 1928 in Abbazia (heute Opatija, Kroatien) geboren. Der Sohn eines Arztes ging im italienischen Mailand auf die Grundschule, musste aber mit seiner jüdischen Familie 1939 vor den Schrecken des Zweiten Weltkriegs nach Lugano in der Schweiz fliehen, wo er immerhin das Gymnasium besuchen konnte. Die Leidenschaft für die Fotografie beherrschte Frank Horvat früh: Mit seinem ersten eigenen Geld kaufte er sich 1945 seine erste Kamera. 1948 begann er ein Studium an der Accademia di Belle Arti di Brera in Mailand. Horvat war ein Weltbürger und lebte in mehreren Ländern, darunter Italien, die Schweiz, England, die USA, Pakistan und Indien, ehe er sich schließlich 1955 in Frankreich niederließ. Hier musste Frank Horvat feststellen, dass sich die tatsächliche Stimmung in den Straßen der französischen Hauptstadt und Kulturmetropole deutlich von den romantischen Visionen unterschied, die er bei den sogenannten humanistischen Fotografen vorgefunden hatte.
Ein avantgardistischer Ansatz für die Modefotografie
Frank Horvat begann seine Karriere als Fotojournalist in Paris, machte dort die Bekanntschaft von Henri Cartier-Bresson, ersetzte auf dessen Rat hin seine Rollei-Kamera durch ein Modell von Leica und unternahm eine zweijährige Asien-Reise. Die Fotografien, die dabei entstanden, waren bald in vielgelesenen Zeitschriften wie Life, Match, Picture Post, Die Woche und Revue zu sehen; sein Bild einer verschleierten indischen Braut, deren Gesicht von einem Spiegel in ihrem Schoß reflektiert wurde, wurde von Edward Steichen für seine berühmte Ausstellung The Family of Man ausgewählt und so einem internationalen Millionenpublikum bekannt. 1959 war Horvat für drei Jahre Mitglied der renommierten Fotoagentur Magnum, ehe er sich schließlich mit Erfolg der avantgardistischen Modefotografie zuwandte. Frank Horvat wählte dafür einen intellektuellen Ansatz, der sich deutlich von den damaligen Standards der Branche unterschied. Weil ihm der ästhetische Gesamteindruck seiner Bilder wichtiger war als die perfekte Präsentation der Mode, kam es häufig zu Spannungen mit den zuständigen Redakteurinnen.
Magische Momente auf ikonischen Schwarz-Weiß-Bildern
Frank Horvat lehnte es ab, den Schrecken und das Elend von Kriegen und anderen Katastrophen zu dokumentieren. Er erklärte, sich als Fotograf dieser Herausforderung nicht gewachsen zu fühlen. In der Rückschau räumte er aber ein, auch viele Aufträge aus der Modebranche nur aus finanziellen Gründen gemacht zu haben. Trotzdem gelangen ihm doch immer wieder besondere fotografische Meilensteine, ikonische Bilder wie die Aufnahme des Eiffelturms hinter einem Paar High-Heels. Am liebsten fotografierte er dabei in Schwarz-Weiß, seine gelegentlichen Ausflüge in die Farbfotografie waren meist wirtschaftlichen Interessen geschuldet, weil es für Farbbilder mehr Honorar gab. In den 1980er Jahren hörte Frank Horvat mit der Modefotografie auf, auch weil die Aufträge wegen seines Rufs als schwieriger Künstler zunehmend ausblieben. Er beschäftigte sich nun in neuer künstlerischer Freiheit mit essenziellen menschlichen Themen wie Liebe und Tod und erkundete auch die aufkommenden Möglichkeiten der digitalen Fotografie; der nachträglichen Bildbearbeitung mit Photoshop stand er allerdings skeptisch gegenüber. Lieber schuf er seine beeindruckenden Effekte durch geschickte Lichtführung und kluge Perspektivwahl selbst.
Frank Horvat starb am 21. Oktober 2020.
Frank Horvat - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: