Alfred Jensen

Alfred Jensen - Seemann, Kunststudent und Weltreisender

Alfred Julio "Al" Jensen wurde am 11. Dezember 1903 als Sohn einer deutsch-polnischen Mutter und eines dänischen Vaters geboren. Seine Kindheit verbrachte er in Guatemala, nach dem Tod der Mutter zogen Vater und Sohn für einige Jahre nach Dänemark. Hier zeigte der junge Alfred Jensen schon früh ein lebendiges Interesse an der Zeichenkunst. Zunächst fuhr er jedoch zur See, bereiste Guatemala und Kalifornien, ehe er im Jahr 1924 mithilfe eines Stipendiums an der San Diego Fine Arts School studieren konnte. Sein Lehrer in Amerika war Eugene De Vol, zwei Jahre später zog Jensen nach München, wo Hans Hofmann ihn von 1926 bis 1928 unterrichtete. Von 1929 bis 1937 unternahm der Weltenbummler Alfred Jensen Studienreisen durch die großen Metropolen Europas, insbesondere Paris, und besuchte auch Nordafrika. Vorübergehend sesshaft wurde er schließlich in New York City.

Später Neubeginn als Maler

Zwei Begegnungen sollten das Leben von Alfred Jensen entscheidend beeinflussen: Zum einen das Treffen mit dem französischen Maler und Bildhauer André Masson, das die künstlerische Entwicklung Jensens nachhaltig prägte. Zum anderen die Bekanntschaft mit einer vermögenden, deutlich älteren amerikanischen Kunstsammlerin, der er als ständiger Begleiter und Berater auf zahlreichen Reisen rund um die Welt folgte. 25 Jahre lang währte diese Beziehung, ehe der Tod der alten Dame den gleichsam nicht mehr jungen Alfred Jensen vor eine einschneidende Zäsur stellte. Jensen entschied sich für das Risiko, wagte den kompromisslosen Neubeginn und wechselte vom Kunstliebhaber zum Kunstschaffenden. In seiner Wahlheimat New York mietete er sich ein Atelier und experimentierte mit verschiedenen Stilrichtungen. Nach ersten Versuchen mit dem Abstrakten Expressionismus fand Alfred Jensen schließlich einen eigenen Konzeptstil aus Geometrie und leuchtenden Farben, dessen Inspiration er großenteils aus seiner mittelamerikanischen Heimat schöpfte, für den er sich aber auch intensiv mit der Farbenlehre Goethes und den Schriften Leonardo da Vincis beschäftigte. Dank seiner glänzenden Kontakte innerhalb der Kunstszene gelangen ihm bald hoch dotierte Verkäufe, auch wenn viele Kritiker und Künstler den späten Seitenwechsel nicht auf Anhieb goutieren wollten.

Moderner Stil, antike Motive

Ganz ohne Zweifel war Alfred Jensen ein moderner Künstler, auch wenn er sich selbst gar nicht so sah. Er begriff sich vielmehr als Erbe der kulturellen Traditionen Mittelamerikas. Der berühmte Maya-Kalender wurde zu einem beherrschenden Thema im Werk von Alfred Jensen, immer wieder unternahm er Studienreisen in den mittel- und südamerikanischen Raum. Wiederkehrende Ausstellungen vergrößerten seine Bekanntheit und verschafften ihm auch in Deutschland Aufmerksamkeit. An der Columbia University besetzte er einen Lehrstuhl, ehe er 1972 in Glen Ridge, New Jersey, seinen letzten Wohnsitz fand. Dort starb Alfred Jensen am 4. April 1981. Noch immer werden in den USA bei Auktionen für Werke von Alfred Jensen Preise erzielt, die sich in erklecklichen Höhen bewegen. In Europa kennt man Jensen vor allem in der Schweiz, nicht zuletzt durch eine große Retrospektive, die im Jahr 2015 vom Kunstmuseum Winterthur veranstaltet wurde.