Raimer Jochims

Raimer Jochims - Als Autodidakt im Geiste ein Schüler von Stefan Lochner

Raimer Jochims wurde am 22. September 1935 in Kiel geboren. Zur Malerei kam er als Autodidakt: Zwar interessierte er sich schon als junger Mann nach bestandenem Abitur sehr für die bildende Kunst, doch studierte er zunächst Klassische Archäologie, Kunstgeschichte und Philosophie in München, während das Malen selbst für ihn eine reine Liebhaberei blieb. Seiner großen Passion widmete sich Raimer Jochims vor allem in Person des alten Kölner Meisters Stefan Lochner, dessen einzigartige Farbverläufe und transparenten Lasuren ihn faszinierten. Vor diesem Hintergrund entwickelte Raimer Jochims den Grundsatz, den er später als hochangesehener Lehrer an der Frankfurter Städelschule seinen Studenten mit auf den Weg gab: Jeder junge Künstler solle sich einen alten Meister suchen und ihn als Vorbild und Begleiter für den eigenen Werdegang wählen. Mehr als jede akademische Ausbildung, mehr als jeder Lehrer aus Fleisch und Blut würde diese unsichtbare künstlerische Entität dem Adepten durch alle schöpferischen Tiefen und Fragestellungen begleiten.

Begabter Maler, tiefsinniger Denker und respektierter Lehrer

Raimer Jochims bahnte sich bereits Anfang der 1960er-Jahre seinen Weg in die Kunstwelt, arbeitete mit Fleiß an seiner Konzeption der chromatischen Malerei, wobei er sich zunächst ganz auf Schwarztöne beschränkte und die Farbe, deren lebendigen Gebrauch ihn berühmt machen sollte, erst später für sich entdeckte. Sein tiefgehendes Interesse an der Kunsttheorie führte zu einer Dissertation über den großen Vordenker Konrad Fiedler. Neben seiner Begabung als Maler stellte Raimer Jochims schon früh seine Befähigung zum Pädagogen unter Beweis; bereits von 1967 bis 1971 lehrte er an den Kunstakademien in Karlsruhe und München, ehe er 1971 als Professor für Freie Malerei und Kunsttheorie an die Städelschule in Frankfurt am Main wechselte, der er auch viele Jahre lang als Rektor vorstand. In diesen Jahren gelang es ihm, zahlreiche namhafte Künstlerpersönlichkeiten als Lehrer für seine Schule zu verpflichten, darunter Thomas Bayrle, Peter Kubelka und Willi Schmidt.

Der Künstler als Individuum im Dienst der Gemeinschaft

Raimer Jochims hält es für wichtig, dass der Künstler nicht den Gesetzen des Marktes folgt, sondern sich mit seiner Kreativität und im Rahmen der heute überaus großen Freiheit ganz im Sinne von Henri Matisse so individuell wie möglich ausdrückt. Dabei ist seine Kunst nicht unpolitisch, sie besitzt Aussage und Kern, deckt sich aber keinesfalls mit parteipolitischen Vorgaben und Prinzipien. Kunst ist nach der Auffassung von Raimer Jochims auch eine Frage der Lebensführung, sie speist sich aus dem Menschsein des Künstlers, zeigt neben der politisch-materialistischen Dimension auch immer eine spirituell-transzendente. Der Künstler als Individuum entstammt trotz aller eigenständigen Kreativität der Gemeinschaft des Lebens, einer Gemeinschaft, die für Jochims Menschen, Tiere und Pflanzen miteinschließt. Diese Gemeinschaft und das sie ausmachende vielfältige Leben ist es, das er mit seinen unvergleichlichen Farbspielen widerspiegeln und charakterisieren will.

Raimer Jochims lebt und arbeitet in Maintal nahe Frankfurt am Main.