Agnes Martin - Als Studentin kam Martin zur Kunst
Agnes Martin wurde am 22. März 1912 in Macklin, Saskatchewan, Kanada geboren. Die Tochter schottischer Immigranten wuchs mit ihren drei Geschwistern zunächst auf der elterlichen Farm in ländlicher Umgebung auf, ehe die Familie 1919 in die Großstadt Vancouver zog. 1931 ging Martin in die USA, um ihre dort lebende schwangere Schwester zu unterstützen. Dort bemühte sie sich auch um eine gute Ausbildung und besuchte mehrere Universitäten. Unter anderem erwarb sie am Teacher's College der Columbia University in New York den Bachelor of Science und den Master of Arts. 1950 wurde Agnes Martin amerikanische Staatsbürgerin. Während ihrer Zeit in New York kam Martin mit den bildenden Künsten in Berührung und entwickelte ein reges Interesse an der Malerei, wobei insbesondere zeitgenössische Künstler wie Arshile Gorky, Adolph Gottlieb und Joan Miró ihre Begeisterung weckten. In ihr festigte sich zunehmend der Wunsch, selbst eine Laufbahn als Künstlerin einzuschlagen.
Sehnsucht nach Ruhe und Abgeschiedenheit
Agnes Martin fand während ihrer Studienzeit nicht nur zur Kunst, sondern entdeckte auch die Lehren des Buddhismus für sich, die sie in ihre Bilder miteinfließen ließ. Während sie sich in ihrem Frühwerk noch zwischen den Polen Naturalismus und Surrealismus bewegte, entwickelte sie bald eine besondere Wertschätzung für den Abstrakten Expressionismus, der im Wesentlichen ihre künstlerische Identität bestimmte. Martin selbst verortete sich immer in dieser Stilrichtung, während viele Kritiker dazu neigten, sie dem Minimalismus zuzuordnen. 1958 erhielt sie ihre erste Soloausstellung in der New Yorker Galerie von Betty Parsons und verkehrte in den Kreisen um Ellsworth Kelly, Robert Indiana und James Rosenquist. Trotzdem führte die Künstlerin ein eher zurückgezogenes Leben und scheute die große Bühne. Der Wunsch nach Kontemplation war so ausgeprägt, dass sie sich 1967 nach Mexiko zurückzog, wo sie sich ein Lehmziegelhaus errichtete und sieben Jahre lang überhaupt nicht malte.
Das Geheimnis der Schönheit im abstrakten Raum
Agnes Martin erkannte in der Schönheit das Wesen der Kunst, bezog sich dabei aber vor allem auf die Schönheit, die man nicht mit dem bloßen Auge erkennen kann. Das Geheimnis dieser Schönheit zu erfassen, bedeutete für sie ein Schlüssel zu ihrer Malerei, die sich aus Linien und Rastern neue, der Gegenständlichkeit entrückte Räume erschloss. Obwohl sie sich selbst nicht als Feministin verstand und die Frauenbewegung als gescheitert ansah, wurde sie häufig feministisch interpretiert und mit der queeren Community in Verbindung gebracht. Im Jahr 2000 drehte der Schweizer Regisseur Thomas Lüchinger den Dokumentarfilm On a clear day – Agnes Martin, in dem die Künstlerin und ihr Schaffen porträtiert wurden. Für ihre Kunst erhielt Agnes Martin Preise und Auszeichnungen, darunter 1990 den Alexej-von-Jawlensky-Preis der Stadt Wiesbaden, 1992 den Oskar-Kokoschka-Preis, 1997 den Goldenen Löwen der Biennale von Venedig für ihr Lebenswerk und 1998 die National Medal of Arts. In den letzten Jahren ihres Lebens hatte die Künstlerin mit starken gesundheitlichen Einschränkungen zu kämpfen.
Agnes Martin starb am 16. Dezember 2004 in Taos, New Mexico, USA.
Agnes Martin - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: