Henry Moret

Henry Moret - Der Militärdienst öffnete den Weg zur Kunst

Henry Moret wurde am 12. Dezember 1856 im französischen Cherbourg als Sohn eines Offiziers geboren, doch ist über seine Kindheit und Jugend kaum etwas bekannt. Das Licht der Geschichte trifft den Künstler erst mit der Einberufung zum Militärdienst im Jahr 1875: Sein Kommandant Jules La Villette wurde in Lorient auf die künstlerische Begabung des jungen Soldaten aufmerksam und vermittelte ihm Malunterricht bei Ernest Corroller, einem Marine- und Landschaftsmaler in der Tradition von Jean-Baptiste-Camille Corot und Gustave Courbet. Diese Ausbildung ebnete Henry Moret den Weg nach Paris, wo er sich in der École des Beaux-Arts als Student einschreiben ließ. Hier waren Jean-Léon Gérôme und Rudolf Lehmann seine Lehrer. Ein weiteres Studium an der Académie Julian unter dem Historienmaler Jean-Paul Laurens schloss sich im Jahr 1880 an – im selben Jahr konnte er auch zum ersten Mal im Salon de Paris ausstellen und auf sich aufmerksam machen. Sein Beitrag trug den Namen La plage de Locqueltas à marée basse; Côte de Bretagne.

Als Mensch und Künstler der Bretagne verbunden

Henry Moret blieb der Bretagne nicht nur künstlerisch ein Leben lang treu. 1888 gehörte er zu den Malern, die sich in Pont-Aven um Paul Gauguin scharten, neben weiteren berühmten Namen wie Ernest de Chamaillard und Émile Jourdan. Nachdem Gauguin die Bretagne verlassen hatte, begann Moret seinen eigenen Stil zu entwickeln, zeigte dabei aber deutliche Bezüge zu dem Symbolismus seines vormaligen Mentors. Tatsächlich wurden die zahlreichen Landschaftsgemälde, die Moret von Motiven in der Bretagne anfertigte, häufig mit dem Werk von Paul Gauguin verwechselt. Im Jahr 1895 befreundete sich Henry Moret mit Paul Durand-Ruel, der mehrere Galerien in Paris, London und New York besaß. Durand-Ruel vermittelte über 600 Bilder des Künstlers an einen wachsenden Stamm von interessierten Sammlern, viele davon in den USA. Sieben seiner Werke konnte Moret im renommierten Salon des Indépendants ausstellen. Finanziell befand sich der Maler jetzt auf festem Grund und brauchte sich nicht mehr zu sorgen.

Der künstlerische Weg führte zum Impressionismus

Henry Moret experimentierte im Verlauf seiner Künstlerkarriere mit verschiedenen Stilrichtungen. Von seinen klassischen Anfängen über den Einfluss von Gauguin und seinem Kreis entwickelte er sich konsequent in Richtung Impressionismus. Bei der Wahl seiner Motive kristallisierte sich immer mehr seine ausgeprägte Liebe zur Natur heraus. Zeitgenössische Maler wie Maxime Maufra lobten die vielsinnige Beobachtungsgabe, die Moret auszeichnete und die sich in seiner Kunst niederschlug. Neben seinen Ölgemälden schuf Henry Moret auch über 800 Aquarelle und Zeichnungen. Besonders beeindruckend wirkten die gefälligen Lichteffekte, die seinen Sturmszenen und Sonnenuntergängen große Lebendigkeit verliehen. Im Jahr 1910 heiratete Henry Moret die Schneiderin Célina Chatenet, die er 1893 kennengelernt hatte und der er Unterstützung in entbehrungsreichen Zeiten verdankte.

Henry Moret starb am 5. Mai 1913 in Paris.