Yoshitomo Nara - Trügerische Niedlichkeit charakterisiert die Werke des japanischen Zeichenkünstlers Yoshitomo Nara. Seine großäugigen Kindergestalten wirken nur auf den ersten Blick wie Boten einer heilen Welt, denn bei genauem Hinsehen enthüllt sich meist ein verborgener Abgrund, eine subtile Drohung. Das Spiel mit der Ambivalenz hat den Maler und Bildhauer berühmt gemacht.
(...) WeiterlesenYoshitomo Nara - Eine Kindheit voller Freiheiten und Träume
Geboren wurde Yoshitomo Nara am 5. Dezember 1959 in Hirosaki. In einer Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs waren beide Elternteile berufstätig und der kleine Yoshimito weitgehend sich selbst und seinen Träumen überlassen, auch seine zwei wesentlich älteren Brüder sah er kaum. Einerseits genoss Nara diese Freiheit, andererseits fühlte er sich aber auch häufig einsam. Zur bildenden Kunst fand Yoshitomo Nara nur durch einen pikanten Zufall: Als gelangweilter Literaturstudent wurde er während einer Raucherpause auf einen Kurs im Aktzeichnen aufmerksam und entschied sich, wohl nicht primär aus hehrem Kunstinteresse, für eine Teilnahme. Gerade das Zeichnen machte ihm dann aber so viel Freude, dass er, ermutigt von seinem Lehrer, diesen Weg einschlug und zunächst von 1985 bis 1987 an der Aichi Prefectural University of Fine Arts and Music studierte und den Master of Fine Arts erwarb.
Studium in Düsseldorf bei A. R. Penck
1988 folgte Yoshitomo Nara dem Ruf einiger Freunde und übersiedelte nach Deutschland, um an der Düsseldorfer Kunstakademie sein Studium fortzusetzen. Weil er kein Wort Deutsch verstand, erlebte er im Bildhauerkurs eine ähnliche Isolation wie während seiner Kindheit in Japan. Mit seinem Lehrer A. R. Penck hatte er während seines sechsjährigen Studiums kaum Kontakt, wie er überhaupt zu den deutschen Künstlern dieser Generation, Georg Baselitz, Markus Lüpertz oder Gerhard Richter wenig Zugang fand. Dennoch betrachtete Nara die Jahre in Deutschland nicht als verlorene Zeit, sondern sah sich künstlerisch gereift und in seinen Fähigkeiten gewachsen.
Der Großmeister des niedlichen Mangastils hat traditionelle Vorbilder
Oft wird das Werk von Yoshitomo Nara mit Animes, den berühmten japanischen Zeichentrickfilmen, in Verbindung gebracht. Der Künstler selbst weist diese durchaus naheliegende Assoziation allerdings mit Vehemenz zurück und nennt stattdessen westliche Einflüsse wie die textbasierte Kinderliteratur von Michael Ende, Erich Kästner und Astrid Lindgren als wichtige Vorbilder. Dennoch ist die visuelle Ähnlichkeit seiner großäugigen Kinder und niedlichen Tiere zu dem populären »Super Deformed«-Stil der japanischen Manga- und Anime-Szene nicht zu übersehen. Viel Inspiration empfängt Nara außerdem durch Musik, auch hier sind es vor allem die westlichen Künstler des Punk Rock, die sein Lebensgefühl am besten treffen.
Der Ruhm trieb Yoshitomo Nara zeitweise ins Exil
Längst werden für Originalwerke von Yoshitomo Nara Preise in erstaunlicher Höhe bezahlt, Tendenz steigend – so sehr, dass viele Bilder inzwischen sogar reproduziert werden und trotzdem noch reißenden Absatz finden. Zwischenzeitlich tat sich der Künstler schwer mit der Begeisterung rund um seine Person, er zog aufs Land, um dort die Einsamkeit seiner Jugend zurückzugewinnen und ihr neue Inspiration für seine Kunst zu schöpfen. Für Yoshitomo Nara ist es undenkbar, bloße Auftragsarbeiten auszuführen, Werke zu erschaffen, die lediglich die Wünsche anderer bedienen.
Yoshimoto Nara lebt und arbeitet heute überwiegend in Tokio.
Yoshitomo Nara - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: