Claes Oldenburg

Claes Oldenburg - Behütete Kindheit, frühe künstlerische Ambitionen

Am 28. Januar 1929 wurde Claes Thure Oldenburg in Stockholm als Sohn des schwedischen Generalkonsuls Gösta Oldenburg und seiner Frau Sigrid Elisabeth geboren. An die Pop-Art, die der schwedische Ausnahmekünstler entscheidend mitgestalten sollte, war zu dieser Zeit noch nicht zu denken. Der Diplomatenberuf des Vaters brachte Claes Oldenburg bereits 1930 nach New York, 1936 wieder nach Oslo und noch im selben Jahr nach Chicago. Die ersten Jahre im englischsprachigen Ausland waren für den kleinen Claes schwierig. Aufgrund seiner mangelnden Sprachkenntnisse fühlte er sich isoliert und schuf mit kindlicher Fantasie fiktive Zufluchtsräume, die er bereits frühzeitig in Zeichnungen festhielt. Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg studierte Claes Oldenburg von 1945 bis 1950 an der Yale Universität Kunst und englische Literatur, parallel belegte er einen Kurs am Art Institute. Schon während seiner Studienzeit betätigte er sich als Grafiker, darüber hinaus sammelte er Erfahrungen als Journalist. Seine erste Ausstellung erhielt er 1953, sie bestand aus satirischen Zeichnungen.

Vom Maler zum Bildhauer

1956 zog Claes Oldenburg nach New York, wo die Kunstwelt von fiebriger Aufbruchsstimmung ergriffen war. Hier wandte er sich von der Malerei der Bildhauerkunst zu und veranstaltete mit Künstler-Freunden wie Allan Kaprow, George Segal, Lucas Samaras, Jime Dine und anderen große Happenings. Es war die beginnende Ära der Pop-Art, der Claes Oldenburg erstaunlicherweise nicht uneingeschränkt positiv gegenüberstand, obwohl er als einer ihrer großen Meister gilt. Mit einem gewissen Misstrauen begegnete Oldenburg der zunehmenden Kommerzialisierung der Kunst, auch wenn er selbst natürlich glücklich darüber war, von seinem Werk leben zu können. Claes Oldenburg beherzigte den neuen Anspruch an die Kunst: Sie musste anders sein, und die Werke des gebürtigen Schweden waren anders. Er scheute nicht zurück vor gewagten politischen Statements; mit der Installation eines riesigen Lippenstiftes auf einer Panzerkette protestierte er gegen den Krieg.

Künstlerliebe und Meister des Pop-Art

1977 heiratete Claes Oldenburg seine zweite Frau, die niederländische Bildhauerin Coosje van Bruggen, mit der er bis zu ihrem Tod im Jahr 2009 eng zusammenarbeitete. Das vielleicht bekannteste Kunstwerk, das aus der fruchtbaren Partnerschaft hervorging, ist die zehn Meter hohe Skulptur "Inverted Collar and Tie", die in Frankfurt am Main am Fuß des Hochhauses Westendstraße 1 installiert wurde und in Gestalt einer nach oben flatternden Krawatte die Business-Anzüge der dort arbeitenden Geschäftsleute persifliert. Überhaupt pflegte der Künstler engen Kontakt nach Deutschland, gleich viermal nahm er an der Documenta teil. Neben der Frankfurter Krawatte installierte er Billardkugeln in Münster, eine Eistüte in Köln, eine Spitzhacke in Kassel und einen Wasserhahn samt Schlauch in Freiburg – natürlich alles in Übergröße. Claes Oldenburg lebt und arbeitet noch immer in New York. Seine Kunst macht er für Menschen, nicht für Museen. Trotzdem reißen sich die Galerien um seine Werke. 2012 präsentierte das Museum Ludwig in Köln eine ganz besondere Ausstellung: Das Frühwerk Claes Oldenburgs wurde vielleicht zum letzten Mal gezeigt; ein starker Materialverschleiß könnte zukünftig Transport und Ausstellung der Werke verhindern.

Im Alter von 93 Jahren starb Claes Oldenburg am 18. Juli 2022 in New York.