Jules Pascin – Das Aktzeichnen übte Jules Pascin im Bordell
Jules Pascin wurde am 31. März 1885 in Widin, Bulgarien, als Julius Mordecai Pincas geboren. Er war das achte von elf Kindern einer Familie sephardischer Juden; in seinem Elternhaus wurde Ladino (Judenspanisch) gesprochen. Der Vater konnte als wohlhabender Getreidehändler seinen Kindern eine gute Ausbildung finanzieren und hätte es gern gesehen, wenn auch Jules in das familieneigene Unternehmen eingetreten wäre, aber nach einem kurzzeitigen Versuch zog es den jungen Mann bereits im Alter von 15 Jahren ins Bordell, wo er begeistert und mit dem Segen der Betreiberin seine ersten Akte malte. Seine erste künstlerische Ausbildung begann Jules Pascin 1902 als 17-Jähriger in Wien, aber schon im Folgejahr zog er weiter nach München, um sein Studium an der Akademie von Moritz Heymann fortzusetzen. 1905 erschienen seine ersten Zeichnungen im Münchner Satiremagazin Simplicissimus, weil sein Vater aber sehr dagegen war, dass der Familienname mit diesen Arbeiten in Verbindung gebracht wurde, stellte der 20-jährige Jules seinen eigentlichen Namen Pincas zu dem Anagramm Pascin um, das ihm fortan als Künstlername diente.
Tausende Zeichnungen und Aquarelle für Zeitschriften
Jules Pascin zog 1905 nach Paris, wo sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts viele junge Künstler versammelten. 1907 lernte er die Malerin Hermine David kennen, die später seine Frau wurde und mit der er bis zu seinem Tod zusammenblieb. Im selben Jahr konnte er seine erste Einzelausstellung in der renommierten Galerie von Paul Cassirer in Berlin bespielen. Weitere Ausstellungen mit dem Salon d'Automne, dem Salon des Indépendants, der Berliner Secession und der Sonderbund-Ausstellung in Köln folgten. Jules Pascin nahm rege Anteil am gesellschaftlichen Leben, pflegte engen freundschaftlichen Umgang mit dem Malerkreis um Alfred Weisgerber, zu dem Paul Klee, Willi Geiger, Hans Purmann, Wassily Kandinsky, Hermann Haller, Gino von Finetti und Max Slevogt zählten. Daneben fand er Zeit, mit außerordentlicher Produktivität Tausende von Zeichnungen, Aquarellen und Skizzen zu erstellen, von denen er eine Vielzahl an verschiedene Zeitungen und Zeitschriften verkaufte. Erst zwischen 1907 und 1909 entstanden seine ersten Gemälde, die einen deutlichen Einfluss der Fauves, vor allem aber von Paul Cézanne erkennen lassen.
Depressionen überschatteten Leben und Arbeit
Jules Pascin malte bevorzugt Porträts und Frauenakte. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs floh er nach London, um der drohenden Einberufung in die bulgarische Armee zu entgehen. Von 1914 bis 1920 lebte er mit seiner Frau in den USA, deren Staatsbürgerschaft er auf Vermittlung seiner Freunde Alfred Stieglitz und Max Sterne erhielt. Jules Pascin kehrte nach Paris zurück, wo er immer stärker unter Depressionen und Alkoholismus litt. Er begann wieder eine Affäre mit seiner früheren Geliebten Lucy Krohg, die inzwischen mit dem norwegischen Maler Per Krohg verheiratet war, und verlieh seinen Bildern immer mehr düstere Akzente. Der Künstler, den der russische Schriftsteller Ilja Grigorjewitsch Ehrenburg als »schüchternen Draufgänger« charakterisierte, litt unter seinem Ruhm, dem er immer weniger gerecht zu werden glaubte.
Jules Pascin starb am 5. Juni 1930 in Paris im Alter von 45 Jahren durch seine eigene Hand. Testamentarisch teilte er seinen Nachlass zu gleichen Teilen zwischen seiner Ehefrau Hermine David und seiner Geliebten Lucy Krohg auf, für Letztere hinterließ er eine mit eigenem Blut geschriebene Nachricht an der Wand seines Ateliers. Neben Tausenden von Künstlern säumten auch die Kellner und Barkeeper der Lokalitäten, in denen Pascin regelmäßig verkehrt hatte, in schwarzer Gewandung den Trauerzug.
Jules Pascin - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: