Lot 135 Dα

Jules Pascins künstlerisches Interesse gilt dem Figurenbild, das er vor allem dem Motiv des erotischen Aktes vielseitig variiert. Die besondere Kraft seiner Werke liegt in der unverstellten Stimmung des Augenblicks, denerwie kaum ein Künstler in seinen schnellen Skizzen und hochatmosphärischen Gemälden festzuhalten vermag, so auch in unserem großformatigen Doppelporträt.
Als Sohn sephardischer Juden wird der Künstler 1885 als Julius Mordecai Pinkas im bulgarischen Widin geboren und verbringt anschließend einen Großteil seiner Kindheit in Bukarest. Nach dem Studium in Wien hält sich Pascin zwischen 1902 und 1905 in Budapest, München, Wien und Berlin auf, wo er unter anderem als Mitglied der Secession früh ein breites künstlerisches Netzwerk knüpft. Kurze Zeit später zieht er nach Paris, das trotz Aufenthalten in Brüssel und den USA sein Lebensmittelpunkt bleiben sollte.
Spätestens mit Beginn der 1920er Jahre zählt Jules Pascin zu den bedeutendsten Künstlern von Montparnasse, seine Gemälde und Zeichnungen werden vom Publikum gefeiert. Er nimmt mit seinen Werken an der Kölner Sonderbundschau und der Armory Show in New York teil, stellt bei Berthe Weill, Georges Bernheim, Pierre Loeb und Alfred Flechtheim aus. Legendär sind Pascins Feste und Soireen, sie finden sogar Eingang in Ernest Hemingways Memoiren „A Moveable Feast“.