Edwin Scharff

Edwin Scharff – Karrierebeginn als Maler, Wechsel zur Bildhauerei

Edwin Scharff wurde am 21. März 1887 in Neu-Ulm geboren. Sein künstlerisches Interesse richtete sich zunächst auf die Malerei; im Alter von 15 Jahren schrieb er sich in München an der Königlichen Kunstgewerbeschule ein und besuchte von 1903 bis 1907 die Klasse des auf Monumentalbilder und Porträts spezialisierten Meisters der Münchener Schule Ludwig von Herterich. Im Anschluss studierte Edwin Scharff noch Malerei an der Königlichen Akademie der Künste, ehe er sich endgültig der Bildhauerei zuwandte. Bereits 1906 waren seine ersten Skulpturen entstanden. Während eines einjährigen Aufenthalts in Paris traf Edwin Scharff auf den bulgarischen Expressionisten Jules Pascin, der später vor allem für seine erotischen Frauenakte bekannt war. 1913 gehörte Scharff zu den Gründungsmitgliedern der Münchener Neuen Secession, in der sich junge, vorwiegend expressionistisch ausgerichtete Künstler von dem als zu konservativ empfundenen Kunstbetrieb absetzen wollten. Nach der Heirat mit der Schauspielerin Helene Ritscher und der Geburt des ersten Kindes hielt das Motiv Mutter und Kind verstärkt Einzug in das künstlerische Schaffen Edwin Scharffs.

Berufsverbot trotz Mitgliedschaft in der NSDAP

Edwin Scharff trat 1923 eine Professur an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin an, wurde 1927 zum Vizepräsidenten des Deutschen Künstlerbundes gewählt und 1931 Mitglied der Preußischen Akademie der Künste. Als anerkannter Künstler erhielt er in den 1920er Jahren zahlreiche öffentliche Aufträge und schuf ein breites Oeuvre an Büsten, Denkmälern und Medaillen. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 versuchte Edwin Scharff zunächst, sich mit den neuen Gegebenheiten zu arrangieren und trat in die NSDAP ein. 1937 schuf er nach einer Idee von Peter Grund, dem damaligen Direktor der Düsseldorfer Kunstakademie, das monumentale Skulpturenpaar Die Rossebändiger. Die Errichtung war von anhaltendem Streit um die Finanzierung überschattet, das veranschlagte Budget von 60.000 Reichsmark wuchs auf 135.000 Reichsmark an, der Zeitplan konnte nicht eingehalten werden. Schließlich waren Fotografien der unfertigen Figuren auf der berüchtigten Ausstellung »Entartete Kunst« in München zu sehen. Obwohl dies später zum Versehen erklärt werden sollte, erhielt Edwin Scharff Berufsverbot und wurde aus der NSDAP ausgeschlossen; ein Teil seines Werkes wurde vernichtet.

Die strikte Trennung zwischen Kunst und Handwerk

Edwin Scharff konnte nach dem Zweiten Weltkrieg noch für einige wenige Jahre an seine früheren künstlerischen Erfolge anknüpfen. Er gehörte dem erweiterten Vorstand des Deutschen Künstlerbundes an und lehrte an der Landeskunstschule in Hamburg. In der dreidimensionalen Arbeit des Bildhauers erblickte er die Möglichkeit, Ideen und Wahrheiten auszuformen und in eine fassbare Gestalt zu gießen. Er trennte klar die künstlerische von der handwerklichen Begabung und war der festen Überzeugung, dass ein begabter Handwerker ebenso wenig ein großer Künstler sein müsse, wie ein großer Künstler zwangsläufig über handwerkliches Geschick verfüge.
Edwin Scharff starb am 18. Mai 1955 in Hamburg. Sein Grab auf dem Friedhof Hamburg-Ohlsdorf wurde von seiner Schülerin Ursula Querner gestaltet. Postum wurden seine Werke auf der Documenta 1 (1955) und der Documenta 2 (1959) in Kassel gezeigt. Die Stadt Hamburg stiftete in seinem Todesjahr den Edwin-Scharff-Preis zum Gedenken des Künstlers.