Mario Schifano dachte Kunst auf vielen Ebenen: Als Maler, Musiker und Filmproduzent wurde er zu einem der herausragenden Vertreter der italienischen Postmoderne. Besonders bekannt ist er für seine Collagen, aufgrund seines exzessiven Lebensstils nannte man ihn auch »Maledetto« (›der Verfluchte‹).
(...) WeiterlesenMario Schifano - Als Autodidakt im Kreis der Scuola Romana
Mario Schifano wurde am 20. September 1934 in Khoms in Libyen geboren, das zu dieser Zeit eine italienische Kolonie war. Zur Kunst fand er als Autodidakt, er genoss nie eine formelle Ausbildung und arbeitete zunächst als Keramikrestaurator. Bereits als Jugendlicher gelangte er nach Rom und machte die geschichtsträchtige italienische Hauptstadt zu seiner Heimat, der er bis zu seinem Tod die Treue hielt. Über seine Tätigkeit als Restaurator entwickelte er ein Interesse an der Malerei, das sich zunächst auf die Informelle Kunst (Informel) fokussierte; Mario Schifano gehörte dem Kreis der Scuola Romana um Antonietta Raphaël und Mario Mafai an, der von 1927 bis in die 1950er Jahre hinein Bestand hatte und einen expressionistischen Malstil pflegte. Schifano selbst zeigte in seinem Malstil Ende der 1950er Jahre eine Verwandtschaft zu den französischen Nouveaux Réalistes, die Bezüge zum täglichen Leben in ihre Kunst integrieren wollten.
Erste große Erfolge mit der Serie Monocromi
Mario Schifano begann 1960 mit den Bildern, die ihm seinen ersten großen Erfolg einbrachten und seinen Ruhm als Künstler begründeten: die Monocromi (»Monochrome«), eine Serie, bei der jede Leinwand aus einer einzigen Farbe bestand. Die einflussreiche Kunsthändlerin Ileana Sonnabend war davon so begeistert, dass sie in kurzer Folge gleich zwei Ausstellungen für Mario Schifano in ihrer Pariser Galerie organisierte. Als Schifano jedoch bereits 1963 verkündete, dass er kein weiteres Werk in diesem Stil mehr schaffen wolle, reagierte Sonnabend zutiefst gekränkt und brach alle Verbindungen zu dem eigenwilligen und aus ihrer Sicht undankbaren Künstler ab. Schifanos Erfolg tat dieses Zerwürfnis keinen Abbruch. Sein Ruf verbreitete sich schnell, der Schriftsteller Goffredo Parise verglich ihn mit einem »Prinzen aus Tausendundeiner Nacht«, gutaussehend, brillant und vor allem fulminant schnell. Der wirtschaftliche Aufschwung Roms, nicht zuletzt ermöglicht durch den Marshall-Plan der Alliierten nach dem Zweiten Weltkrieg, brachte eine Zeit des Dolce Vita und für Mario Schifano eine Vielzahl von Anregungen und Möglichkeiten.
Schifano brachte den Rock 'n' Roll in die Kunst
Mario Schifano lernte während einer Reise in die USA Künstler wie Mark Rothko und Andy Warhol kennen und nahm an der Ausstellung New Realists in der Sidney Janis Gallery in New York teil. 1964 waren seine Arbeiten auf der Biennale in Venedig zu sehen und er fing an, kurze Videos zu drehen, die meisten ohne Ton. Neben seiner umfassenden Tätigkeit als Filmemacher schuf Schifano weitere wichtige Bilderserien, darunter Ossigeno ossigeno, Oasi und Compagni. Gern griff er Motive aus Werbeplakaten für seine Bilder auf und flocht in bewusster Provokation den Begriff »Propaganda« in seine Collagen ein. Schifano verband seine Kunst auch stets mit einem ausgeprägten politischen Engagement, das ihn zeitweise in eine Ideologie- und Identitätskrise stürzte, die sein Schaffen stark beeinträchtigte. Der Italiener brachte außerdem den Rock 'n' Roll in die Kunstwelt, gründete sogar eine eigene Band, The Stars of Mario Schifano, fuhr im Roll's Royce durch Rom und pflegte zahlreiche Liebschaften, darunter das Model Anita Pallenberg, die später mit Brian Jones und Keith Richards von den Rolling Stones zusammen war; Richards und sein Bandkollege Mick Jagger traten auch in einem Film von Schifano auf und widmeten ihm ihren Song Monkey Man auf dem Album Let It Bleed.
Mario Schifano starb am 26. Januar in Rom.
Mario Schifano - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: