Julius Schnorr von Carolsfeld

Julius Schnorr von Carolsfeld wurde am 26. März 1794 in Leipzig geboren. Als Spross einer Künstlerfamilie – sein Vater war der Maler und Radierer Veit Hanns Schnorr von Carolsfeld (1764–1841), seine älteren Brüder Ludwig Ferdinand Schnorr von Carolsfeld (1788–1853) und Eduard Schnorr von Carolsfeld (1790–1819) wurden ebenfalls Maler – kam er früh mit der bildenden Kunst in Berührung. Den ersten Malunterricht erhielt Julius Schnorr von Carolsfeld von seinem Vater, nach dem Besuch der Thomasschule zu Leipzig begann er 1811 ein Studium an der Akademie der bildenden Künste Wien. Während seiner Studentenzeit fand er losen Anschluss an den Künstlerkreis um Ferdinand Johann von Olivier (1785–1841) und damit an das Umfeld der Nazarener. Im März 1817 fand er Aufnahme im Lukasbund, dem auch seine neuen Künstlerfreunde angehörten, und im Sommer desselben Jahres begleitete Julius Schnorr von Carolsfeld die Brüder Ferdinand Johann von Olivier und Friedrich von Olivier (1791–1859) auf einer Reise durch das Salzburger Land.

Julius Schnorr von Carolsfeld profitierte bei seiner Entwicklung als Landschaftsmaler stark von der Reise mit den Brüdern von Olivier, sammelte aber auch wertvolle Eindrücke während einer Reise nach Italien, die er mit dem Dichter Wilhelm Müller (1794–1827) unternahm. Nach Aufenthalten in Venedig und Florenz erreichte er schließlich Rom, wo er die dort lebenden Nazarener kennenlernte und sich diesen anschloss. 1826 traf er in Rom auf Carl Gottlieb Peschel (1798–1879), mit dem sich eine enge Freundschaft entwickelte. Im Folgejahr kehrte er nach München zurück, wo ihn der bayerische König Ludwig I. als Professor an die Kunstakademie berufen hatte. Neben diesem beruflichen Erfolg fand Julius Schnorr von Carolsfeld sein privates Glück bei der Stieftochter seines Freundes Ferdinand von Olivier, Marie Heller, mit der er sechs Söhne und drei Töchter bekam, unter diesen der Tenor Ludwig Schnorr von Carolsfeld (1836–1865), der von Richard Wagner (1813–1883) für die Uraufführung seiner Oper Tristan und Isolde zum ersten Tristan-Sänger erkoren und durch seinen tragisch frühen Tod zu einer Legende wurde, sowie Karl Schnorr von Carolsfeld (1830–1895), der später als Generaldirektor die Königlich Bayerischen Staatseisenbahnen leitete.

Julius Schnorr von Carolsfeld machte sich als Landschaftsmaler einen klangvollen Namen und galt bald als der größte Meister dieser Disziplin unter den Nazarenern. Seine Darstellungen der Albaner und Sabiner Berge werden noch heute zu den größten Werken der Landschaftsmalerei im 19. Jahrhundert gezählt. Ihm gelang das seltene Kunststück, naturalistische und idealistische Darstellung miteinander zu vereinen. Die für die nazarenische Kunst typische Fokussierung auf religiöse Motive führte zu einer Vielzahl von entsprechenden Bildern, unter denen vor allem seine Bilder zur Bibel eine breite Wirkung erzielten. Die Holzschnitte fanden eine immense Verbreitung über alle Konfessionsgrenzen hinweg und machten den Künstler zum wichtigsten Bibelillustrator des 19. Jahrhunderts neben Gustave Doré (1832–1883). Obwohl er Lutheraner war, malte Julius Schnorr mit zahlreichen Jesus- und Marienbildern auch typisch katholische Motive. Mit Carl Grüneisen (1802–1878) und Karl Schnaase (1798–1875) gab er das Christliche Kunstblatt für Kirche, Schule und Haus heraus. Für seine Kunst erhielt Julius Schnorr von Carolsfeld Preise und Auszeichnungen, darunter 1842 den Orden Pour le mérite für Wissenschaften und Künste, 1846 die Ehrendoktorwürde der Universität Leipzig und 1867 die Aufnahme in die Académie des Beaux-Arts in Paris.

Julius Schnorr von Carolsfeld starb am 24. Mai 1872 in Dresden.