Norbert Schwontkowski hat sich nie festgelegt. Obwohl der deutsche Maler meist Figürliches und Gegenständliches darstellte, ließ er in seinen Werken immer Raum für das Unbestimmte, Fantastische und Surreale. Der fortwährende Spagat zwischen Fantasie und Wirklichkeit gelang ihm stets aufs Neue beeindruckend, oft gepaart mit einem provokanten, zeitkritischen Humor.
(...) WeiterlesenNorbert Schwontkowski - Unruhige Jahre als Klosterschüler und Weltenbummler
Norbert Schwontkowski wurde am 29. April 1949 in Bremen-Blumenthal geboren. Sein Vater arbeitete als Hufschmied und Schlosser, seine Mutter verkaufte Hüte an polnische Gastarbeiter. Kindheit und Jugend des Künstlers verliefen unstet: Der Besuch einer katholischen Klosterschule endete für Norbert Schwontkowski mit einem Rauswurf; im Anschluss absolvierte er eine Lehre als Schaufenster-Dekorateur und besuchte schließlich die Bremer Kunstschule für Gestaltung sowie die Hochschule für bildende Künste in Hamburg, die er aber bald wieder verließ, um ein Jahrzehnt lang als freier Künstler durch Afrika, Asien, Südamerika und die USA zu reisen, wobei er nicht nur ein ausschweifendes Leben führte, sondern auch an verschiedenen Ausstellungen teilnahm. Die wilden Jahre fanden schließlich ihr Ende, als Schwontkowski sesshaft wurde, als Hochschullehrer zu arbeiten begann und 2005 sogar in Hamburg zum Professor für Malerei und Zeichnung berufen wurde.
Alltägliche Motive in skurriler Inszenierung
Für seine Bilder wählte Norbert Schwontkowski auf den ersten Blick meist unspektakuläre, beinahe profane Motive, die er aber mit hintergründigem Witz zu erzählenden Szenerien arrangierte, deren versteckte Anspielungen sich vielen Betrachtern kaum erschlossen. Gute Kunst verstand der Künstler als Drama, in dem immer ein drohend gegenwärtiger Abgrund zu spüren sei. Es sind dabei nie die einzelnen Einfälle des Künstlers, die den Werken Norbert Schwontkowskis ihre ganz eigene Sprache verleihen, sondern die teils aberwitzige Kombination eigentlich nicht zusammengehöriger Elemente, wie das Flugzeug, das hinter einem Elch im Wald landet. Eine wichtige Inspiration waren die kühl-distanzierten Landschaften Norddeutschlands, die in vielen Bildern deutliche Spuren hinterlassen haben. Seltsam unterkühlt war auch die Farbwahl des Malers: Die grellen, kräftigen Farben mied er, sein Farbauftrag besaß immer etwas Verblassendes, eine sanfte Zurückhaltung. Große Wertschätzung brachte der Künstler dem russischen Schriftsteller Daniil Charms entgegen, dessen absurd-ironischen Geschichten er zahlreiche Anregungen zu seinen Bildern verdankte. Bei der Namensgebung seiner Gemälde achtete Schwontkowski stets darauf, die Empfindungen, die er mit seiner Darstellung auslösen wollte, zu verstärken und das Publikum gleich in eine bestimmte, von ihm beabsichtigte Richtung zu lenken.
Später Ruhm für Norbert Schwontkowski
Zwar hatte es schon in den 1980er- und 1990er-Jahren für Norbert Schwontkowski Preise und kleine Erfolge gegeben, doch dauerte es bis zum Jahr 2004, ehe der Künstler seinen großen Durchbruch feiern durfte. Für diesen sorgte in erster Linie Bruno Brunnet als Leiter der Galerie Contemporary Fine Arts in Berlin, der den damals 55-Jährigen Schwontkowski einem großen Publikum bekanntmachte. In der Folge war es mit der Ruhe für den bis dahin nur am Rande beachteten Künstler vorbei, seine Werke wurden zu gefragten Exponaten und der spät Entdeckte konnte die zahlreichen Nachfragen und Interviewwünsche kaum noch bewältigen. Trotzdem genoss Norbert Schwontkowski die späte Aufmerksamkeit, auch wenn er nach eigener Aussage bereits zuvor gut gelebt hatte. Allzu lange konnte der Künstler seinen verdienten Erfolg nicht mehr genießen: Norbert Schwontkowski erlag am 14. Juni 2013 in Bremen einem Krebsleiden.
Norbert Schwontkowski - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: