Antonio Seguí zählt zweifellos zu den berühmtesten Künstlern Argentiniens. Vielfach ausgezeichnet und mit unerschöpflicher Fantasie ausgestattet, widmet er sich in seinen figurativen, farblich reich nuancierten Werken den oft problematischen und krisenreichen Lebensverhältnissen Lateinamerikas.
(...) WeiterlesenAntonio Seguí - Reisen als Teil der künstlerischen Identität
Antonio Seguí wurde am 11. Januar 1934 in Córdoba als ältestes von vier Kindern geboren. Seine Familie war wohlhabend und erfolgreich im Handelsgeschäft; Kindheit und Jugend des Künstlers verliefen ohne materielle Not. Auf der Schule fühlte sich Antonio Seguí allerdings nicht gut aufgehoben, also brach er sie kurzerhand ab, um die Welt zu bereisen und die Kunst in all ihren Facetten zu studieren. In Frankreich beschäftigte er sich mit Malerei und Bildhauerei, zog aber bald weiter nach Spanien. 1957, im Alter von 23 Jahren, konnte er in seiner Heimat Argentinien zum ersten Mal eine Einzelausstellung eröffnen. Nach diesem frühen Erfolg unternahm er eine ausgedehnte Reise durch Süd- und Zentralamerika, ehe er sich eine Zeit lang in Mexiko niederließ, wo er Drucktechnik studierte. 1961 kehrte er zeitweilig nach Argentinien zurück, bevor er schließlich endgültig nach Paris zog. Seine Reisen und die dabei gesammelten Erfahrungen bildeten ein wichtiges Fundament für die Kunst von Antonio Seguí, der daraus eine umfassende Inspiration bezog und die Begegnung mit unterschiedlichen Kulturen und Mentalitäten weitreichend in seinen Bildern verarbeitete.
Die bildende Kunst als gesellschaftskritische Satire
Zu den wichtigen künstlerischen Einflüssen von Antonio Seguí zählten Maler wie Diego Rivera und Fernand Leger. Seguís Arbeiten besaßen von Anfang an einen satirischen, gesellschaftskritischen Unterton, was nicht verwundern kann, denn wer die Welt bis in ihre ärmsten Winkel bereist hat, der kann nicht umhin, die zahllosen Missstände und Fehlentwicklungen zu bemerken. Im Lauf seiner Karriere entwickelte Antonio Seguí eine intensive Faszination für das Stadtleben und für die Idee des »Jedermann«, des austauschbaren, allgegenwärtigen, alles repräsentativ durchlebenden Menschen ohne Persönlichkeit, ohne individuelle Kontur. Die kaum fassbare Geschwindigkeit, mit der sich der Alltag in der Stadt zuträgt, wurde zum Motiv und Grundgedanken zahlreicher Werke des Künstlers. Gerade die besondere Lebenssituation der Menschen in Lateinamerika mit all ihren Schwierigkeiten und Krisen stand häufig im Mittepunkt des Denkens und Schöpfens von Antonio Seguí. Er malte kleine Leute, gekleidet im Stil der 1920er-Jahre, blinde Männer in Parkanlagen, Elefanten, die ihren Weg durch die Pampas suchen, Männer und Hunde mit drohenden Blicken hinter Wänden. Seguí malte nicht nur, er erzählte auch und servierte dabei Pointen, die manchmal nur er selbst verstand.
Zahlreiche internationale Auszeichnungen
Für seine Werke erhielt Antonio Seguí Preise und Auszeichnungen in verschiedenen Ländern. In Deutschland wurde er 1967 mit dem 1. Internationalen Kunstpreis von Darmstadt geehrt sowie 1976 mit dem Preis der internationalen Grafikbiennale von Frechen. Auf der XI. Norwegischen Grafik Triennale in Frederikstadt gewann Seguí die Goldmedaille. Das Werk Antonio Seguís findet sich heute in zahlreichen renommierten Museen auf der ganzen Welt, darunter das Museum of Modern Art in New York, das Museo de Arte Moderno in Buenos Aires, das Museo Tamayo in Mexico City, das Musée National d'Art Moderne in Paris und das Frissiras Museum in Athen. Daniel Abadie verfasste eine Monografie über den gefeierten argentinischen Künstler.
Antonio Seguí verstarb am 26. Februar 2022 in Buenos Aires.
Antonio Seguí - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: