Tal R hat sich vor allem als Maler einen Namen gemacht, aber der israelisch-dänische Künstler beherrscht auch die Zeichnung, die Fotografie und die Collage. Hinter den mitunter verspielt-naiv anmutenden bunten Bilderbogen verbirgt sich allerdings eine komplexe Tiefe, die sich erst bei näherer Betrachtung erschließt.
(...) WeiterlesenTal R studierte bei seinem Landsmann Erik Steffensen
Tal R, geboren 1967 in Tel Aviv als Tal Shlomo Rosenzweig, kam während der Turbulenzen des Sechstagekriegs als Sohn einer dänischen Mutter und eines tschechischen Vaters auf die Welt und zog ein halbes Jahr später mit seiner Familie nach Dänemark. Dort studierte er von 1986 bis 1988 an der Billedskolen in Kopenhagen; zu seinen Lehrern zählte auch der Künstler Erik Steffensen. 1991 wurde er selbst Lehrer an der Kopenhagener Nut Cracker-Art School, eine Tätigkeit, die er bis 1993 ausübte. Im Anschluss begann Tal R ein Studium an der Königlich Dänischen Kunstakademie, welches er im Jahr 2000 abschloss. Nach einer kurzzeitigen Gastprofessur an der Kunstakademie in Helsinki ging er 2001 als Atelierstipendiat nach Mönchengladbach; 2003 trat er eine Gastprofessur an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg an. 2005 übernahm Tal R eine Meisterklasse für Malerei an der Düsseldorfer Kunstakademie, wo er bis 2014 unterrichtete.
Eine streng komponierte Kunst aus Übriggebliebenem
Tal R bezeichnet seine Kunst mit dem jiddischen Wort Kolbojnik, das ihm zufolge in den Kibbuzim, den ländlich gelegenen Gemeinschaftssiedlungen in Israel, den gemeinsam genutzten Abfalleimer bezeichnet. Tatsächlich entlehnt er seine Motive oft alltäglichen Dingen, die ihren Gebrauchswert verloren haben und vom Künstler eine neue Bedeutung erhalten. Um die vielfältige Auslese des Materials zu ordnen, wählt er bewusst eine strenge Bildkomposition. Es finden sich in Tal Rs Werk Elemente aus Comics, Fernsehsendungen und alten Videospielen. Diese Elemente werden nicht einfach kopiert, sondern adaptiert, umgewandelt, bearbeitet. Meist findet der Künstler die »Reste«, die er für seine Arbeiten zusammenstellt, in seiner unmittelbaren Umgebung. Er selbst nennt die Suche und das Auswählen der betreffenden Dinge schlicht »fischen«. Auf diese Weise wird die ihn und uns umgebende Realität hinterfragt und auf den Prüfstand gestellt: Ist das, was wir sehen, wirklich das, was wir sehen – und welche Bedeutung kommt ihm zu?
Das Atelier als ein besonderer Ort des Ausprobierens
Tal R arbeitete verschiedentlich mit populären deutschen Künstlern wie Daniel Richter und Jonathan Meese zusammen, mit denen ihn ein ähnliches Kunstverständnis verbindet. Er ist außerdem Mitglied des dänischen Künstlerkollektivs Kørners Kontor, zu dem neben ihm auch John Kørner, Kaspar Kaum Bonnén und Kirstine Roepstorff gehören. Für seine Kunst erhielt Tal R Preise und Auszeichnungen, darunter im Jahr 2005 die Eckersberg-Medaille. Tal R lebt und arbeitet in Kopenhagen, wo er sich sein persönliches Atelier mit dem sprechenden Namen Paradies eingerichtet hat. Der Name verdeutlicht das Empfinden des Künstlers, das jede Werkstatt ein kostbarer Ort sei, ein »Abbild des Gehirns«, in dem Experimente stattfinden, das Ausprobieren erwünscht und ein Scheitern ebenso möglich wie erlaubt ist. Verletzlichkeit und Versagen werden als elementare Bestandteile des Künstler-Seins verstanden, die Reife und Erfolg überhaupt erst ermöglichen.
Tal R - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: