Lot 553 D

„Tal R selbst sagt im Gespräch, daß er oft Bilder so präzise zu malen anfängt wie ein Teenager, der sich sogfältig die Lippen schminkt und die Augen tuscht, bevor er auf eine Party geht. Aber dann kann es vorkommen, daß das Bild stecken bleibt und eine ganz andere Wendung nimmt wie so manche Party, die einmal harmlos angefangen hat. Der Sombi-Club wird nicht mit Z geschrieben, deshalb kann man wie im Traum durch Erwachen nochmals davon kommen. Aber so, wie die Farbenpalette von Matisse, die schon Baselitz und Förg mißbrauchten, in morastige Sümpfe oder Brackwasser abtriftet, entpuppen sich auch so manche Bildsujets als gefährliche unberechenbare Komponenten. Vegetabile Formen mutieren zu fleischfressenden Pflanzen, Beatles-Pilzköpfe werden zu gefährlichen, die Gesichter überwuchernden Haarzombies, Dominosteine bilden Verliese und Geister schwirren wie Noten durch die Lüfte. Nicht Schwarz, sondern Weiß ist die Farbe des Entsetzens. Es ist ein Weiß, auf dem sich die Bildgegenstände darstellen und von Tal R auch für makabre kleine Zeichnungen als Grundierung benutzt oder von weißen pastosen Linien durchkreuzt werden, die wie Craquelé oder zersprungenes Milchglas eigene Gegenkompositionen entwickeln.“ (Veit Loers, Slutspil, in: Veit Loers (Hg.), Tal R, fruitland, Ausst.Kat. Museum Abteiberg Mönchengladbach, Köln 2002, o.S.)