Thomas Virnich sprengt die Grenzen der Physik, stellt die Dinge auf den Kopf und stülpt das Innere nach außen. Auf diese Weise gewinnt der deutsche Bildhauer und Maler neue Dimensionen, die er für sein Publikum zugänglich machen möchte.
(...) WeiterlesenThomas Virnich - Die Kunst als Heim und Halt in einer unsteten Welt
Thomas Virnich wurde am 16. März 1957 in Eschweiler geboren. Schon als junger Mann begann er damit, sich künstlerisch zu betätigen – zum Leidwesen seiner Schwester, deren Puppenhaus er erst zersägte und dann außen wie innen neu gestaltete. Von 1978 bis 1981 studierte er bei Joachim Bandau an der Technischen Hochschule in Aachen, dann wechselte er nach Düsseldorf an die Kunstakademie, wo Eugen Gomringer und Alfonso Hüppi seine Lehrer waren. Bereits 1983, noch während seines Studiums, konnte Thomas Virnich seine erste Einzelausstellung bespielen. In seiner Kunst fühlt sich Thomas Virnich zu Hause, an ihr hängt sein Herz. Die Veränderungen in der Welt, die ihn beschäftigen, berühren und manchmal belasten, verarbeitet er mit Skulpturen wie dem Turm zu Babel, der aus Modelleisenbahn-Häuschen besteht, die aus den Fugen geraten sind, abzurutschen drohen und damit für eine vertraute Welt stehen, die immer mehr an Sicherheit und Halt verliert.
Die Entdeckung der Collage mit bildhauerischen Mitteln
Thomas Virnich bekommt die Inspiration für seine Kunstwerke häufig von Trödelmärkten, über die er gerne streift auf der Suche nach Fundstücken, die er dann als Ausgangspunkte nutzt für eigene kreative Wege. Manchmal wird er auch in seinem direkten Umfeld fündig: Das geliebte Barbie-Pferd seiner Tochter musste als Modell für eine Bronzeskulptur herhalten, die heute auf dem Magdeburger Markt zu bewundern ist. Virnich gelang es, die Technik der Collage für die Bildhauerei in einer Weise fruchtbar zu machen, wie es vor und neben ihm kaum einem anderen Künstler gelungen ist. Sein besonderes Interesse gilt der Architektur, denn jedem Gebäude wohnt eine Bedeutung inne: In ihren Bauwerken manifestiert sich die Menschheit. Indem Virnich die verschiedenen Bauten zerlegt und verdreht, kommt er ihrem Innenleben auf die Spur und kann über alle gestalterische Motivation hinaus neue Gedanken und Ideen erschließen. Das Alte wird nicht verworfen, aber anders betrachtet und neu gedacht – und das ständig. Passivität ist in Virnichs Augen der größte mögliche Fehler, denn die Zeit vergeht zu schnell, um nicht jede Sekunde zu nutzen.
Der Kunst und den Künstlern gehört die Zukunft
Thomas Virnich lebt mit seiner Familie in Mönchengladbach-Neuwerk, wo er sich in einem alten Schulgebäude ein Atelier eingerichtet hat. Der frühere Pausenhof wurde zum Skulpturenpark und zur Lagerstätte für die verschiedenen Materialien, die der Künstler für seine Arbeit sammelt. Das Zusammentragen all dieser Objekte ist für Thomas Virnich auch ein Ausdruck seiner optimistischen Grundhaltung: Für den Künstler lohnt es sich, etwas anzulegen und auszusäen, Pläne zu schmieden, denn die Zukunft wird eine bessere sein und gehört der Kunst. Der technische Fortschritt wird es den Menschen ermöglichen, weniger zu arbeiten und mehr Zeit und Energie in die künstlerische Betätigung zu investieren. Für seine Kunst erhielt Thomas Virnich Preise und Auszeichnungen, darunter 1987 den Villa-Romana-Preis, 1991 den Villa-Massimo-Preis und 2001 den Niedersächsischen Kunstpreis. Seit 1992 lehrt Virnich als Professor an der Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig. Die Begeisterung für die Kunst teilt Thomas Virnich mit seinem älteren Bruder Winfried Virnich, beide sind Mitglieder des Deutschen Künstlerbundes.
Thomas Virnich - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: