Zao Wou-Ki

Zao Wou-Ki - Kunststudium in Hangzhou, Malunterricht bei Othon Friesz

Zao Wou-Ki wurde am 13. Februar 1920 in Peking geboren. Er entstammte einer Gelehrtenfamilie und erlernte bereits als Kind die hohe Kunst der chinesischen Kalligraphie. Im Alter von 14 Jahren belegte er an der Akademie der Künste in Hangzhou Kurse zur chinesischen Malerei, gleichzeitig beschäftigte er sich auch mit den populären westlichen Malstilen. Von 1941 bis 1947 lehrte er an der Akademie als Professor, in diese Zeit fiel auch seine erste Einzelausstellung. Im Anschluss zog es Zao Wou-Ki nach Frankreich, wo er nicht nur die von ihm bewunderten Werke der westlichen Meister aus eigener Anschauung kennenlernen wollte, sondern auch an der Grande Chaumière Lithografie zu studieren begann; bei Othon Friesz nahm er außerdem Unterricht in Malerei. In der Kulturhauptstadt Paris fand Zao Wou-Ki eine künstlerische Heimat, machte die Bekanntschaft von bedeutenden Größen der zeitgenössischen Kunstszene wie Alberto Giacometti, Henri Michaux und Joan Miró. Insbesondere das Werk von Michaux übte großen Einfluss auf den jungen Künstler aus. Im Louvre war er ein häufiger Gast, seine eigenen Gemälde waren zunächst stark von der gegenständlichen Malerei Paul Klees beeinflusst.

Wandlung zum abstrakten Künstler, poetische Farbexplosionen

Bald wandte sich Zao Wou-Ki verstärkt der abstrakten Kunst zu; 1954 präsentierte er mit dem Ölgemälde Vent (Wind) einen für ihn selbst bedeutenden Meilenstein. Zum ersten Mal habe er ein Bild geschaffen, das nichts erzähle, nur andeutungsweise künde vom Rauschen der Blätter oder der windbewegten Wasseroberfläche, sagte der Künstler in der Rückschau. Dieser Stilwechsel sollte sich für Zao Wou-Ki als glückliche Entscheidung entpuppen, waren seine abstrakten Farbenwirbel doch schnell international gefragt und Gegenstand zahlreicher Ausstellungen. Immer mehr großformatige Gemälde entstanden, die sich vor allem durch ihren intensiven Gebrauch von Farbe auszeichneten – und einen unvergleichlichen Sinn für Poesie, den der Künstler immer wieder in seine Kompositionen einzuweben verstand. Für den Betrachter der ausladenden Diptychen und Triptychen ergibt sich der Eindruck eines alternativen Weltenraums, dessen Sterne die leuchtenden, explodierenden Farben sind.

Weltweit gefeierter Künstler, Streit um das Erbe

1964 erhielt Zao Wou-Ki die französische Staatsbürgerschaft, nicht zuletzt auf Betreiben des Schriftstellers André Malraux hin. Anerkennung in seiner früheren Heimat China bekam der Künstler erst in den 1980er-Jahren, 1983 stellte das Chinesische Nationalmuseum in Peking einen Teil seines Oeuvres aus. Inzwischen werden für Werke von Zao Wou-Ki Preise in Millionenhöhe aufgerufen, im Jahr 2008 wurde in Hongkong sein 1956 entstandenes Gemälde Hommage a Tou-Fou für 4,5 Millionen Euro verkauft. Auch an Auszeichnungen mangelte es dem Künstler nicht; er erhielt zahlreiche Ehrendoktorwürden und den Praemium Imperiale des japanischen Kaiserhauses, auch war er Mitglied der französischen Ehrenlegion. Zao Wou-Ki starb am 9. April 2013 in Nyon in der Schweiz. Zuletzt hatte eine Demenzerkrankung ihn an der Fortführung seiner künstlerischen Arbeit gehindert. Um sein Erbe entbrannte unmittelbar nach seinem Tod ein heftiger Streit zwischen seiner Witwe Françoise Marquet und seinem Sohn Jia-Ling.