Ossip Zadkine

Ossip Zadkine – Das Kunststudium stellte Zadkine nicht zufrieden

Ossip Zadkine wurde am 14. Juli 1890 in der Stadt Wizebsk im Kaiserreich Russland, heute zu Belarus gehörig, geboren. Er hatte drei Schwestern und zwei Brüder, verbrachte seine Kindheit in Smolensk und wurde im Alter von 16 Jahren von seinem Vater nach Sunderland in Nordostengland geschickt, um seine Erziehung zu verfeinern. Bei dieser Gelegenheit besuchte Ossip Zadkine an der örtlichen Kunstschule Abendkurse im Modellieren und Zeichnen. Der Weg zum bildenden Künstler führte ihn nach London, wo er an der Central School of Arts and Crafts studierte und seinen Lebensunterhalt mit Gelegenheitsarbeiten als Ornamentschnitzer bestritt. Die akademische Lehre befriedigte Ossip Zadkine nicht; sie schien ihm zu konservativ und wurde seinen Vorstellungen und Visionen von großer Kunst nicht gerecht. Während er im British Museum die ausgestellten antiken Skulpturen bewunderte, legte er auch bei seiner künstlerischen Ausbildung immer mehr den Schwerpunkt auf die Holzplastik. 1909 ging Zadkine nach Paris und schrieb sich an der École des Beaux-Arts ein.

In Frankreich fand Zadkine Anschluss an die Avantgarde

Ossip Zadkine empfand die Zeit an der Pariser Kunstschule als ebenso nutzlos wie sein Studium in London. Trotzdem trug sein Aufenthalt in der französischen Hauptstadt Früchte: Er befreundete sich mit den Künstlern der Avantgarde, arbeitete im Atelier des französischen Bildhauers Jean-Antoine Injalbert und konnte an mehreren Ausstellungen teilnehmen, 1911 gab er mit mehreren Zeichnungen und Skulpturen sein Debüt im »Salon des Indépendants«. Tiefe Bewunderung empfand er für das Werk von Auguste Rodin, regen Austausch pflegte er mit Georges Braque, Constantin Brancusi, Jacques Lipchitz, Fernand Léger und Giorgio di Chirico. Er schloss sich der kubistischen Bewegung an und gehörte neben Alexander Archipenko zu den treibenden Kräften bei der Übertragung der Prinzipien des Kubismus auf die Plastik, wobei er dessen formale Strenge mit expressiver Gestaltungsfreiheit kombinierte. 1912 bezog Zadkine eine Wohnung auf dem Montparnasse; während des Ersten Weltkriegs tat er in der französischen Armee als Freiwilliger Sanitätsdienst und wurde bei einem Einsatz verwundet. 1920 heiratete Ossip Zadkine die Malerin Valentine Prax, 1921 erhielt er die französische Staatsbürgerschaft.

»Die zerstörte Stadt« gilt als das berühmteste Werk

Ossip Zadkine unternahm 1931 eine Studienreise nach Griechenland, beschäftigte sich dort mit den antiken Skulpturen und der byzantinischen Mosaikkunst. Diese Erfahrungen verstärkten seine Hinwendung zu einer primitiven und archaischen Plastik, die sich auch aus der Kunst Afrikas speiste. 1937 besuchte Ossip Zadkine zum ersten Mal die USA, um seine Ausstellung in der New Yorker Galerie Brummer zu eröffnen. Obwohl er während des Zweiten Weltkriegs in den USA ein sicheres Exil fand, fühlte sich der Künstler dort nie wirklich heimisch und inspiriert, worüber ihn auch die willkommenen Begegnungen mit Max Ernst und Marcel Duchamps nicht hinwegtrösten konnten. 1945 kehrte er nach Paris zurück und trat eine Professur an der Académie de la Grande Chaumière an, wo er unter anderem Genevieve Pezet unterrichtete. 1946 bis 1953 schuf er in Rotterdam sein wohl bedeutendstes Werk: Die Skulptur »Die zerstörte Stadt«, ein antifaschistisches Mahnmal, das an die Zerstörung Rotterdams durch die deutsche Luftwaffe erinnern soll. 1950 wurde er auf der Biennale in Venedig mit dem Grand Prix de Sculpture ausgezeichnet.

Ossip Zadkine starb am 25. November 1967 in Paris.