Louis Anquetin - Autoportrait à la pipe - image-1

Lot 655 Rα

Louis Anquetin - Autoportrait à la pipe

Auktion 1013 - Übersicht Köln
25.05.2013, 11:30 - Moderne Kunst und Sammlung Rau für UNICEF - 25. Mai 2013
Schätzpreis: 150.000 € - 180.000 €
Ergebnis: 183.000 € (inkl. Aufgeld)

Öl auf Leinwand 65,2 x 49,3 cm, gerahmt. Unten links schwarz signiert und datiert "Anquetin.92.". - Rückseitig auf dem Keilrahmen u.a. mit dem bedruckten Aufkleber der Pariser Ausstellung im Grand Palais von 1971. - Mit wenigen kleineren Retuschen vornehmlich im Randbereich; eine feine lineare Leinwandverletzung fachmännisch geschlossen.

Mit einer Echtheitsbestätigung von Brame & Lorenceau, Paris, vom 22. April 2013; das Gemälde ist im digitalen Archiv zum Werk Louis Anquetins registriert.

Sammlung Rau für UNICEF

Louis Anquetin, eng befreundet mit Henri Toulouse-Lautrec, Emile Bernard und Vincent van Gogh, begründete in einer fruchtbaren Phase künstlerischen Experimentierens in den späten 1880er Jahren den "Cloisonnisme", auf seine ausgestellten Werke war der Begriff 1888 von der Kunstkritik gemünzt. Wenig später gab er sich die Freiheit, sich jenseits sensationeller "Ismen" stilistisch wieder anders zu definieren und er scheint sich dabei wenig darum gekümmert zu haben, wohin die Avantgarden tendierten und ob er sich ihnen entfremdete. Sein Selbstverständnis als Künstler stand offenbar nie in Frage und dies spiegelt auch dieses schelmische Selbstbildnis aus dem Jahr 1892, in dem Louis Anquetin lachend, hellwach und herausfordernd uns noch heute direkt anzublicken scheint.
Der etwas willkürliche anarchische Aufputz erinnert an den eines ungenierten Bohémiens. Das provokant farbige, leuchtend blaue Arbeitshemd passt nicht so recht zu dem grossen grauen Zylinder, den er sich schmückend aufgesetzt hat. Das uns heute altväterisch anmutende Pfeifchen, dessen kringelnde graue Wölkchen zum grauen Zylinder farbschön korrespondieren, erscheint als selbstverständliches Attribut des freien Mannes, ebenso wie das an den Hut gesteckte Bouquet mit den dunklen Früchten - jenseits der Dekoration - ein Zeichen von Verwegenheit und Bacchantentum zu sein scheint. Die knollige aber markante Nase ist leicht gerötet. Das durch die Pfeife gepresste breite Lächeln ist das eines passionierten Rauchers, der uns anstrahlt und anstrahlen will. Der direkte, leicht bohrende Blick vermittelt dabei zweifellos die Gewißheit, daß dieser Mann zwar nichts zu ernst nimmt, aber mit seinem Humor und seiner wachen Aufmerksamkeit keineswegs und unter keinen Umständen zu unterschätzen ist.

"L'apport de Louis Anquetin est considérable. Eminemment doué, prodigue et généreux, il a ouvert à l'expression plastique des champs insoupconnés, que lui-même n'exploitera pas, n'en saississant pas la portée, mais auxquels d'autres sauront donner leur pleine signification. Il occupe ainsi une place unique dans l'histoire du post-impressionnisme." (Frédéric Destremau, im Vorwort zu: Anquetin, La Passion d'être Peintre, Ausst. Kat. Galerie Brame & Lorenceau, Paris 1991, S. 10).

Provenienz

Madame Richard (1897); Sotheby's London 1972, dort erworben

Ausstellung

Paris, November 1892 (Galerie Le Barc de Boutteville), Exposition des Impressionistes et Symbolistes, Nr. 15; Paris, 18.3. - 27.4.1893 (Société des Indépendants, 9e exposition), Nr. 39; Paris, Mai - Juni 1897 (Restaurant chez Cubat), Nr. 21; Paris, April-Mai 1971 (Grand Palais, Société des artistes indépendants, 82e exposition annuelle), De Pont-Aven aux Nabis, rétrospective, 1888-1903, Nr. 1 ("Autoportrait, 1892"); London 1972 (Sotheby & Co.), Impressionist and Modern Paintings and Sculpture, 30.11.1972, lot 24 mit Abb. S. 30 ("Auto-portrait au Chapeau haut-de-forme et à la Pipe")