Lot 657 Rα

Sammlung Rau für UNICEF

Nach freundlicher Mitteilung von Yann Farinaux-Le-Sidaner ist das im Werkverzeichnis aufgeführte gleichnamige Gemälde (Nr. 646) mit dem vorliegenden identisch, es wurde vom Künstler - wie häufiger geschehen - nochmals bearbeitet und gegenüber der Erstfassung, die links unten signiert war, dann rechts unten signiert. Im Werkverzeichnis publiziert ist ein SW-Foto, welches das Gemälde im Vorzustand dokumentiert. Es stammte von der Galerie Georges Petit, bei der der Künstler seinerzeit unter Vertrag war. Zum Motiv gibt es zwei kleinere vorbereitende Ölstudien (Farinaux-Le-Sidaner 1207, 24 x 16 cm und 1209, 40,7 x 25,4 cm).

Charmante altertümliche Städte, aber vor allem auch Kirchen, sind im Werk Le Sidaners häufig vorkommende Motive. Dargestellt ist die aus dem 18. Jahrhundert stammende barocke Kirche Saint Michel in Villefranche-sur-Mer, aus der Perspektive des Fußgängers vom Meer kommend gesehen. Dieser Platz, der sich mitten im Ort befindet, muss eine Oase der Ruhe und Stille gewesen sein. Hier dargestellt ist er im warmen, stimmungsvollen Licht der untergehenden Sonne. Die enge Nachbarschaft der Kirche, als einem prächtigen Bauwerk vergangener Epochen neben der alten städtebaulichen Substanz hat Le Sidaner bildnerisch angeregt. Er hat dieses Motiv nicht nur in zwei kleinen Ölstudien vorbereitet; auch das Gemälde "La Rue au clair de lune" von 1926 (Farinaux-Le-Sidaner 646) und die beiden Bilder "La Rue de l'église" von 1936 (Farinaux-Le-Sidaner 764 und 765) zeigen die Kirche Saint Michel. Der Titel "La Rue au clair de lune" beweist, dass Le Sidaner diesen Ort zu unterschiedlichen Tageszeiten gemalt hat. Charakteristisch für sein Werk sind nicht nur der nuancenreiche getupfte Farbauftrag, sondern auch die violetten Schatten, die eine beseelte Synthese zwischen Symbolismus und Impressionismus schaffen. Die Darstellung scheint eine Metapher der positiven subjektiven Empfindungen des Künstlers gegenüber diesem idyllischen Ort.