Max Liebermann - Rote und weiße Blumen nach Südosten (Blumenstauden im Nutzgarten nach Südosten) - image-1
Max Liebermann - Rote und weiße Blumen nach Südosten (Blumenstauden im Nutzgarten nach Südosten) - image-2
Max Liebermann - Rote und weiße Blumen nach Südosten (Blumenstauden im Nutzgarten nach Südosten) - image-3
Max Liebermann - Rote und weiße Blumen nach Südosten (Blumenstauden im Nutzgarten nach Südosten) - image-1Max Liebermann - Rote und weiße Blumen nach Südosten (Blumenstauden im Nutzgarten nach Südosten) - image-2Max Liebermann - Rote und weiße Blumen nach Südosten (Blumenstauden im Nutzgarten nach Südosten) - image-3

Lot 319 Dα

Max Liebermann - Rote und weiße Blumen nach Südosten (Blumenstauden im Nutzgarten nach Südosten)

Auktion 1033 - Übersicht Köln
30.05.2014, 18:00 - Modern Kunst
Schätzpreis: 220.000 € - 250.000 €
Ergebnis: 268.400 € (inkl. Aufgeld)

Max Liebermann

Rote und weiße Blumen nach Südosten (Blumenstauden im Nutzgarten nach Südosten)
1925

Öl auf Leinwand 54,5 x 75,5 cm Gerahmt. Unten rechts braunschwarz signiert 'M Liebermann'. - Rückseitig auf dem Keilrahmen mit dem handschriftlich ausgefüllten Aufkleber der Galerie Paul Cassirer, Nr. "18945", betitelt "Weisse und rote Blumen" sowie mit einem bedruckten Ausstellungsaufkleber der "XV. Esposizione Internazionale d'Arte della Citta di Venezia" von 1926, Nr. "1117". - In sehr schöner Erhaltung; an den Ecken der Leinwand z.T. mit alten minimalen Farbverlusten; kleine Farbabplatzung in der linken Bildhälfte an einer der weissen Blüten.

Das hier erstmals wieder angebotene und publizierte Gemälde "Rote und weiße Blumen nach Südosten" aus dem Jahr 1925 hatte der Künstler zunächst der Galerie Cassirer zum Verkauf anvertraut. Dort verblieb es über den Tod des Künstlers am 6. Februar 1935 hinaus. Anhand der im Cassirer-Archiv Zürich erhaltenen Unterlagen lässt sich belegen, daß das Gemälde auf Veranlassung von Martha Liebermann, der Witwe des Künstlers und Erbin des Werkes, am 29. August des Jahres an die Hamburger Kunsthändlerin Anna Dodeck, die mit Cassirer in geschäftlicher Verbindung gewesen ist, ausgehändigt wurde. In den folgenden Jahren, auf jeden Fall noch vor 1945, gelangte das Gemälde wohl durch diese Vermittlung in die Sammlung des norddeutschen Privatsammlers, dessen Nachkommen es nun anbieten. Im Auftrag der Einlieferer konnte das Kunsthaus Lempertz im Herbst 2013 eine gütliche Einigung im Sinne der Washingtoner Prinzipien mit dem Nachlaß Liebermann vermitteln.

In seinem jüngsten Gutachten schrieb Matthias Eberle: "Ich kannte das Bild bisher nur von einer kleinen s/w Abbildung in einem Katalog des Nassauischen Kunstvereins aus dem Jahre 1930, ohne Angabe der Masse oder Nennung des Besitzers. Die Datierung '1924' beruhte auf Vergleichen und Vermutungen. Durch die Auflösung des von der Kunsthandlung Cassirer auf der Rückseite angebrachten Klebezettels klärte sich manches. Die Masse entsprechen denen vieler anderer Gartenbilder. Da die Kunsthandlung Cassirer das Bild im Frühherbst 1925 übernahm, dürfte es im Sommer des Jahres in Wannsee entstanden sein. Es ist von bemerkenswerter Frische. Es handelt sich dabei um eine sehr gute Arbeit aus der Spätzeit des fast achtzigjährigen Künstlers."

Der Bildausschnitt dieses Gemäldes fasst wie so manches andere Werk dieser Jahre in Nahsicht die sommerlichen Stauden im Vorgarten der Wannsee Villa. Die Rabatten säumen den hier kaum kenntlichen, nur kurz angeschnittenen Gartenweg. Der Maler hat den Fokus ganz auf die Blütenstände gelegt, so wie sie sich in ihrem unregelmässigen Wuchs und bei wechselndem Lichteinfall inmitten des reich differenzierten Busch- und Blattwerks präsentieren. In der lebendig wiedergegebenen Reihung der sich wiederholenden vegetativen Einzelformen gliedern tiefe Schattenzonen und angedeutete Pflanzenstäbe unmerklich die Perspektive. Lichthaltige, vermischte Farben und die malerische Pinselstruktur entwickeln das zauberhafte Motiv.
In diesem Zusammenhang mag nochmals in Erinnerung gerufen werden, daß Liebermann bei den Franzosen insbesondere die Arbeiten von Edgar Degas und Edouard Manet außerordentlich schätzte. In der Sammlung des Künstlers befand sich von Manet nicht nur das berühmte "Spargelbündel" von 1880 (heute Wallraf-Richartz-Museum Köln) sondern u.a. auch zwei Gartenansichten mit reinem Vegetationsmotiv: Manets größeres Format von "Coin de jardin - Panneau décoratif" von 1881 ist heute verschollen, eine zweites kleineres Gartenbild gelangte in die Familie von Dr. Walter Riezler, dem Bruder des Schwiegersohnes von Martha Liebermann. Empfänglich für die Nuancen in der Wiedergabe anscheinend unscheinbarster und eher wie beiläufig entdeckter Bildgegenstände hatte Liebermann dem Sammler Max Linde schon 1897 von einem frisch erworbenen Werk Manets berichtet, dem "Portrait de Madame Manet à Bellevue" (1880, heute Metropolitan Museum of Art, New York): "Übrigens besser als Worte wird Ihnen die Thatsache, daß ich vor kurzem den 4ten Manet gekauft habe, beweisen, wie sehr ich für diesen Meister schwärme. Eine Dame oder richtiger (?) einen Strohhut im Grünen." (Zitiert nach: Ausst. Kat. Verlorene Schätze, Die Kunstsammlung von Max Liebermann, Liebermann-Villa am Wannsee, Berlin 2013, S. 173, vgl. Kat. Nr. 113 mit Farbabb.; s. auch Kat. Nrn. 119 u. 120, S. 176/177, jeweils mit s/w Abb.).


Werkverzeichnis

Eberle 1924/16 ("Querformat, Maße unbekannt/Unbezeichnet (?)/ Verschollen")

Zertifikat

Mit einem Gutachten von Matthias Eberle, Berlin, vom 12. Dezember 2012

Provenienz

Paul Cassirer Berlin, übernommen am 18.9.1925, dort in Kommission bis zum 29.8.1935 (Witwe Martha Liebermann), danach Anna Dodeck, Hamburg; Norddeutsche Privatsammlung (vor 1945), seitdem in Familienbesitz

Literaturhinweise

Matthias Eberle, Max Liebermann 1847-1935, Werkverzeichnis der Gemälde und Ölstudien, Bd. II, 1900-1935, Nr. 1924/16, S. 1109 mit Abb.

Ausstellung

Venedig 1926 (XV. Esposizione Internazionale d'Arte della Citta di Venezia), Nr. 1117 (rückseitiger Aufkleber); Wiesbaden 1929 (Nassauischer Kunstverein), 30 Deutsche Künstler aus unserer Zeit, Nr. 83 mit Abb. ("Garten mit weißen und roten Blumen")