SALVADOR DALÍ Y DOMENECH
Étude pour "Le Toréador hallucinogène" (Variation autour du tableau "Toreádor Hallucinogène", avec tête de Voltaire du tableau "Marché d'Esclaves avec Apparition du Buste Invisible de Voltaire")
Um 1970
Acrylfarben, Tusche, Fotocollage und Découpage auf starkem, leicht unregelmäßig geschnittenem Karton 32,8 x 3 x 38,5 cm (Passepartout-Ausschnitt 23 x 30,1 cm, Kartonunterlage 32,9/31,7 x x 40,8 cm) Unter Glas gerahmt. - Die Fotofragmente rückseitig unregelmäßig übereinander auf den Karton geleimt, z.T. am Rand an den Ecken sich leicht von der Unterlage lösend; die rechte zentrale Motivhälfte am Rand mit Tesafilm befestigt, dieser vergilbt. Mit leichten Atelierspuren.
Die vorliegende überarbeitete Fotocollage Dalis kombiniert Techniken, die von Dada entwickelt und vom Surrealismus fortgeführt wurden. Auch die Popart bediente sich ihrer. Das kreative Spiel führt zur hybriden Fotomontage, in der Realität und Abbild, Illusion und Trugbild nicht mehr voneinander zu trennen sind. Dali benutzte die Technik insbesondere um irritierende Vexierbilder zu schaffen. Einzelne Motive und Bildgegenstände werden buchstäblich vervielfältigt, gespiegelt, zertrennt und neu zusammengefügt, um auf einer nächsten Ebene wiederum neu reproduziert und mit Bedeutungen aufgeladen zu werden. Die Verfremdungen schaffen neue Kontexte. Nicht nur das Unterbewußte und die menschliche Phantasie sind freigesetzt. Der Betrachter taucht ab und kann sich in den imaginierten Bildern und Parallelwelten buchstäblich „verlieren“ - moderne Zeiten!
Die Collage initiiert eine dieser dalinesken Entdeckungsreisen. Sie verschränkt Fotos und Details zweier berühmter Gemälde Dalis: „Marché d'esclaves avec apparition du buste invisible de Voltaire" (1940) und „Le torero hallucinogène" (um 1968-1970). Sie vereint auf diese Weise zentrale und wichtige Elemente der Ikonographie des spanischen Künstlers. Durch Découpage, Collage und farbliche Überarbeitung ist die Poesie von Syntax und Semantik im Entwurf neu entfacht: der Kontur des träumenden Melancholikers als Torero rechts ist links der Schädel des alten Voltaire - nach der berühmten Porträtbüste von Houdon - gegenübergestellt. Beide sind kontrastvoll gespiegelt vor der schier unendlichen Akkumulation der „Frau“ schlechthin, der „Venus von Milo“.
Zertifikat
Die Arbeit ist bei Robert und Nicolas Descharnes, Azay-le-Rideau, Archives, registriert (d 3570).
Provenienz
Sammlung Perrot-Moore, Cadaquès; Artcurial-Briest-Poulain Le Fur, Paris Vente Collection Perrot Moore, 30. Juni 2003, lot 223; Sotheby's London, Impressionist and modern Works on Paper, Sale June 22, 2006, lot 518; Privatbesitz Rheinland
Literaturhinweise
vgl.: Robert Descharnes/ Gilles Néret, Salvador Dali, Das malerische Werk, Köln 1993, Bd. I, Nr. 743 mit Farbabb. S. 331 ("Sklavenmarkt mit unsichtbarer Büste Voltaires"); Bd. II, S. 577 f., Nr. 1290 mit Farbabb. S. 578 ("Der halluzinogene Torero")
Ausstellung
Wien/ München 1982 (Palais Auersperg/ Münchner Residenz, Alter Herkulessaal), Salvador Dali, Bilder, Zeichnungen, Objekte, Eine Ausstellung des Museu Perrot-Moore, Cadaques, Kat.Nr. 54 mit Farbabb.; Perpignan 1982 (Palais des Rois de Majorque), Dali à Perpignan, Kat. Nr. 54 mit Farbabb.; Zürich 1982/1983 (Seedamm-Kulturzenturm), Salvador Dali, Bilder, Zeichnungen, Objekte, Sammlung Perrot-Moore, Kat. Nr. 52 mit Farbabb.; Toulouse 1983/1984 (Réfectoire des Jacobins), Salvador Dali, Huiles, Dessins, Sculptures, mit Farbabb.; Buenos Aires 1986 (Museo Nacional de Arte Decorativo), Dali en Argentina, mit Abb.; Sao Paulo 1986 (Museu de Arte Moderna), Dali no Brasil, mit Farbabb.