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Lot 422 D

Renée Sintenis - Portrait Dr. h.c. G. (Gottlieb) F. (Friedrich) Reber

Auktion 1043 - Übersicht Köln
28.11.2014, 18:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 8.000 € - 12.000 €
Ergebnis: 9.300 € (inkl. Aufgeld)

Renée Sintenis

Portrait Dr. h.c. G. (Gottlieb) F. (Friedrich) Reber
1927

Gipsplastik, auf quadratischem schwarz gefassten Holzsockel (9,2 x 19 x 19 cm) Höhe 35,7 cm Rückseitig rechts am Hals eingeritzt signiert 'RENEE'. Unikat. Wie Buhlmann schon publizierte ging "das früher bei Dr. Reber in Lausanne befindliche Bronze-Exemplar [...] im Krieg verloren." (Britta E. Buhlmann, Renée Sintenis - Werkmonographie der Skulpturen, Darmstadt 1987, S. 146). - Vorderseitig unten am Hals ein bei der Arbeit an der Büste wohl ausgebrochenes Teilstück, die Bruchstelle alt und sauber zusammengefügt. - In schöner Erhaltung, mit leichter altersbedingter Patina.

Das vorliegende Bildnis von Gottfried Friedrich Reber (1880-1959) modellierte Renée Sintenis 1927, zwei Jahre vor dem bekannten, 1929 entstandenen Porträt "Bildnis Gottlieb Friedrich Reber" von Max Beckmann, das sich heute im Wallraf-Richartz-Museum in Köln befindet (vgl. Göpel 206). Alfred Flechtheim, mit Reber befreundet (s. auch Vergleichsabb. 1), hatte den enthusiastischen Kunstliebhaber mit Beckmann in Berlin bekannt gemacht. Renée Sintenis wurde bekanntlich auch durch Flechtheim vertreten. Reber war einer der bedeutendsten deutschen Sammler. Weit vor 1914 hatte er sich früh mit der neueren französischen Kunst auseinandergesetzt, nicht nur Altmeister sondern auch Impressionisten gekauft, vor allem Werke von Paul Cézanne. Zeitgenössisches kam dazu, Pablo Picasso, die wichtigsten Kubisten wie Gris, Braque und Léger schmückten seine privaten Räume. Nach dem I. Weltkrieg wechselte Reber um 1920 mit der Familie in die Schweiz, zunächst nach Lugano, dann nach Lausanne, hier verstarb er 1959. Daß ihn Sintenis und Beckmann porträtierten ist sicher der Persönlichkeit an sich geschuldet, Reber selbst bevorzugte in diesen Jahren - programmatisch von Carl Einstein unterstützt - französische Kubisten der ersten Garde.
Sintenis gestaltet den frontal gerichteten Kopf dieser Sammlerpersönlichkeit mit auffälliger Sensibilität. Das feine Profil mit grossen, aufmerksam gerichteten Augen unter hoch gewölbten Brauen, der schmale, dennoch weich gezeichnete Mund ergeben ein fast androgyn überzeitliches Männerantlitz von bemerkenswerter Schönheit. Sintenis stilisiert den Hinterkopf in ihrer typischen Art und erzeugt durch die aufrecht gestreckte und gerichtete Form, die fast an ihre expressive "Daphne" erinnern könnte, den Eindruck innerer Bewegung, einer gespannten Konzentration und unruhigen Geistigkeit. Göpel charakterisierte: "Das weltmännische, entschiedene Auftreten Rebers stand wie eine Maske vor seinem verbindlichen, oft scheuen Wesen [...]. Sein Feingefühl war auf das Sehen im Umgang mit Originalen konzentriert." (Erhard u. Barbara Göpel, Max Beckmann, Katalog der Gemälde, Bern 1976, S. 221). Die Bronze nach dem Gips, die Reber besaß und nach der er noch nach Kriegsende fahndete, scheint verschollen (s. auch Vergleichsabb. 2).

Werkverzeichnis

Buhlmann 26

Provenienz

Rheinischer Privatbesitz (Familienbesitz)

Literaturhinweise

René Crevel/ Georg Biermann (Hg.), Renée Sintenis, Berlin 1930, Nr. 87 ("Bronze, Lausanne, bei Reber"); Die Weltkunst 22, 1952, Heft 16 mit Abb. S. 12 (Verlustanzeige der Bronze von Dr. Reber); Britta E. Buhlmann, Renée Sintenis, Werkmonographie der Skulpturen, Darmstadt 1987, S. 107 und Anm. 38; Peter Kropmanns/ Uwe Fleckner, Von Kontinentaler Bedeutung. Gottlieb Friedrich Reber und seine Sammlungen, in: Die Moderne und ihre Sammler, Französische Kunst in deutschem Privatbesitz vom Kaiserreich zur Weimarer Republik, Berlin 2001, S. 347 - 407; Renée Sintenis. Das plastische Werk, hrsg. von Ursel Berger und Günter Ladwig im Auftrag von Karl H. Knauf, Berlin 2013, Kat. Nr. 93 mit Abb.

Ausstellung

Bonn 1976 (Rheinisches Landesmuseum), Die zwanziger Jahre im Porträt, Kat. Nr. 102