Renée Sintenis gehört zu den wichtigsten deutschen Bildhauerinnen der klassischen Moderne, war eine großartige Schöpferin sowie gelegentliche Muse und beeindruckte Zeitgenossen wie Nachwelt durch ihre lebendigen Tierplastiken, ausdrucksstarken Sportlerskulpturen und androgynen Akte.
(...) WeiterlesenRenée Sintenis - Die Kunst stand für sie an erster Stelle
Renée Sintenis wurde am 20. März 1888 als Renate Alice Sintenis in Glatz geboren. Ihre Kindheit und Jugend verbrachte die älteste Tochter des Juristen Franz Bernhard Sintenis und seiner Frau Elisabeth Margarethe in Neuruppin. Die dort erlebte Nähe zur Natur soll sich auf das spätere Schaffen und die Motivwahl der Bildhauerin ausgewirkt haben. Tatsächlich wurden Tierfiguren zum wichtigsten Sujet für die Künstlerin, die aber auch weibliche Akte, Sportstatuetten und Porträts schuf. Bereits während ihrer Schulzeit erhielt Renée Sintenis Zeichenunterricht; 1907 studierte sie Dekorative Plastik bei dem etablierten Bildhauer Wilhelm Haverkamp. Das Studium musste sie im fünften Semester auf Druck ihres Vaters abbrechen, um als Sekretärin in seiner Kanzlei zu arbeiten. Dieser Zwang belastete das Verhältnis der Künstlerin zu ihrer Familie; Sintenis verließ ihr Elternhaus und fand Unterschlupf bei einer Freundin. Finanziell auf sich allein gestellt, entwickelte sie als Autodidaktin ihren individuellen Figurenstil. Sie schuf Porträts von Joachim Ringelnatz und André Gide und hielt Sportler wie den finnischen Läufer Paavo Nurmi im Bild fest; dem Bildhauer Georg Kolbe stand sie auch einmal selbst Modell.
Berufliche Erfolge und privates Glück in den 1920er Jahren
Renée Sintenis, wie sich die Künstlerin selbst nannte, fand in Emil Rudolf Weiß einen väterlichen Freund und Lehrer, den sie 1917 heiratete. Der Fürsprache ihres Mannes war es zu verdanken, dass sie sich an der ersten großen Ausstellung der Freien Secession mit kleinformatigen Gipsplastiken beteiligen konnte. 1913 begann die langjährige Zusammenarbeit mit der Gießerei Hermann Noack. Im Umfeld der populären Gesellschaftsfotografin Frieda Riess kam Sintenis in Kontakt mit einigen bedeutenden Berliner Persönlichkeiten dieser Zeit, insbesondere Joachim Ringelnatz und Rainer Maria Rilke. Ringelnatz widmete ihr einige liebevolle Gedichte, sie gestaltete später seine Grabplatte. Entscheidend für ihren internationalen Durchbruch war aber ihr Galerist Alfred Flechtheim, der die Werke von Renée Sintenis in die großen Metropolen Europas, nach Wien, Rotterdam, London und sogar über den großen Ozean nach New York vermittelte. In den 1920er-Jahren wurde sie mit ihren lebendigen Tierfiguren und ihren dynamischen Sportstatuetten zu einer gefeierten und finanziell gut gestellten Künstlerin.
Der Zweite Weltkrieg überschattete ihre glanzvolle Karriere
Renée Sintenis misstraute allem Monumentalen in der Kunst und wählte für ihre Arbeiten meist ein kleines Format. Groß war dessen ungeachtet ihr Erfolg: Für ihre Werke wurden hohe Preise bezahlt, bedeutende internationale Galerien und Museen stellten ihre Werke aus, private Sammler erwarben zahlreiche Stücke. Erst mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten kam ihr Aufstieg ins Stocken. Sowohl Renée Sintenis selbst als auch ihr Mann hatten mit erheblichen Einschränkungen zu kämpfen, und als Emil Rudolf Weiß 1942 starb, stürzte das die Künstlerin in eine tiefe Krise. Obwohl sich Karl Buchholz und Carl Valentin um ihre internationale Vertretung kümmerten, verlor sie während des Zweiten Weltkriegs fast ihren gesamten Besitz. Nach dem Krieg war Renée Sintenis gleich auf den ersten Berliner Ausstellungen wieder vertreten und erhielt mehrere Auszeichnungen und Ehrungen, unter anderem den Großen Bundesverdienstorden und die Ernennung zur ordentlichen Professorin. Trotzdem konnte die Künstlerin nicht wieder zur Gänze an ihre alten Erfolge anknüpfen, wiewohl sie bis heute in der Öffentlichkeit präsent ist: Der berühmte Berliner Bär, der in verkleinerter Form bis heute als Preis auf der Berlinale vergeben wird, wurde von ihr gestaltet.
Renée Sintenis starb am 22. April 1965 in Berlin.
Renée Sintenis - Werke, die bereits im Kunsthaus Lempertz verkauft wurden: