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Lot 184 Dα

Monumentaler Krater mit Panorama von Potsdam

Auktion 1047 - Übersicht Köln
02.05.2015, 11:00 - Berlin-Auktion
Schätzpreis: 200.000 € - 250.000 €
Ergebnis: 254.200 € (inkl. Aufgeld)

Monumentaler Krater mit Panorama von Potsdam

Porzellan, Emaildekor, Vergoldung; vergoldete Bronzemontierung. Riesen'sche Vase. Das den Vasenkörper umfassende Panorama zeigt die Stadt Potsdam vom Babelsberg aus. Fuß, Henkelansätze und Lippenrand üppig dekoriert mit vergoldeten Akanthusblättern aus Biscuitporzellan. Der gedrungene Bauch dekoriert mit dem Bildnis einer Nymphe, Blattranken und Blüten in fein abgestufter Grisaillemalerei auf goldenem Grund. Blaumarke Zepter, rote Reichsapfelmarke mit KPM. Die Henkelansätze nach Brüchen wieder angesetzt. Geringfügige Kratzer in der Vergoldung. H 77 cm, Durchmesser 53 cm.
Berlin, KPM, 1836, die Malerei von Eduard Wilhelm Forst. Das Modell der Vase von Johann Carl Friedrich Riese, der Dekorentwurf von Carl Gottlieb Boetticher.

Die KPM verdankt ihre neue Blütezeit nicht zuletzt dem großen Interesse Friedrich Wilhelms III. und seiner Familie an repräsentativen Geschenken, die man zu den unterschiedlichsten Anlässen verbündeten Monarchen, verdienten Würdenträgern oder Familienmitgliedern überreichte. Das Auktionsangebot enthält gleich mehrere Porzellane, die das hohe künstlerische und technische Niveau dokumentieren, das die KPM ihren königlichen Auftraggebern zu Beginn des 19. Jahrhunderts bieten konnte.
Während der 1810er und 1820er Jahre wurden meist Ansichten von Orten und Gebäuden für das Dekorationsprogramm der Porzellane ausgewählt, die die Verbindungen zwischen den königlichen Auftraggebern und den Beschenkten anschaulich machten. Seit 1826 treten gerade bei den besonders kostbaren Stücken Panoramadarstellungen an die Stelle der einfacheren Architekturdarstellungen. Den Malern der KPM war es gelungen, durch die geschickte Wahl von Blickwinkeln, Sichtachsen und Tiefendperspektive detailreiche Stadtansichten und ganze Landschaften auf Vasenkörper und die Wandungen von Schalen zu bannen. Die Wahl des richtigen Vasenkörpers stellt eine weitere Voraussetzung für die Umsetzung der Panoramadarstellung dar. Im Formenbestand der KPM erwies sich hierfür zunächst die Münchner Form als gut geeignet. Zwar erfordert der sich nach unten verjüngende Vasenkörper besonders Geschick bei der Umsetzung der Vorlage, dafür bildet jedoch der unterhalb der Schulter annähend zylindrische Bauch einen hervorragenden Untergrund für die Malerei. Aber erst die Riesen'sche Vase bot mit ihrem zylindrischen Körper und den tief angesetzten Henkeln den idealen Untergrund für die Panoramamaler. Das Modell der Riesen'schen Vase geht zurück auf ein Vasenpaar aus der Manufaktur Sèvres, das Friedrich Wilhelm III. 1829 von Louis-Philippe von Frankreich geschenkt bekommen hatte.

Als sich Herzog Ferdinand Philippe von Orléans (1810 - 1842) 1836 mit Prinzessin Helene zu Mecklenburg-Schwerin (1814-1858), der Tochter von Friedrich Ludwig zu Mecklenburg-Schwerin verlobte, wählte Friedrich Wilhelm III. daher mit Bedacht dieses von Sévres inspirierte Modell für einen dreiteiligen Vasensatz aus.

Auf dieser Vase kommt dann auch die große Kunst der Berliner Panoramadarstellung perfekt zur Geltung. Die das Bildfeld begrenzenden neogotische Rosetten und die Kanneluren auf dem Fuß bilden in ihrer klaren Eleganz einen spannenden Kontrast zum Detailreichtum der tief gestaffelten Landschaftsmalerei. Der Betrachter wird geradezu in die Darstellung hineingezogen und dazu aufgefordert, die Vase schauend und staunend zu umrunden, um ganz in die Schönheit der Havellandschaft einzutauchen. Dabei sind sowohl die großen Linien der von den Hohenzollern gestalteten Parklandschaft als auch die feinsten Details der dort errichteten Bauwerke zu erkennen. Geschickt wird der Blick des Betrachters über die Havel in nördliche Richtung an Glienicke vorbei zum Heiligensee mit dem Marmorpalais bis hin zur Potsdamer Innenstadt geführt.

Provenienz

Herzog Ferdinand Philippe von Orléans

Literaturhinweise

Die Vase abgebildet in Keramos 221/2013 auf dem Titel und auf S. 77. Dasselbe Vasenmodell mit Potsdampanorama in der Twinight Collection ausführlich beschrieben in "Raffinesse & Eleganz", München 2007, Nr. 117. Dort auf S. 70 wird unsere Vase dem Vorbild aus Sèvres gegenübergestellt. Abb. 78 und 79 zeigen Boettichers Dekorentwürfe für den Vasenbauch aus dem "Ornamentbuch zum practischen Gebrauche".

Ausstellung

Schloss Charlottenburg, Berlin. Ausstellung "Unbekannte Schätze aus Berliner Privatsammlungen" vom 19. September 2013 bis 5. Januar 2014.