Lot 220 Dα

Die von drei Steinen - in Schwarz, Gelb und Kobaltblau - abgezogene Lithographie "Fünf gelbe Akte am Wasser" zählt zu den seltenen Motiven im druckgraphischen Oeuvre, die von Otto Mueller im Druck von vorneherein mehrfarbig angelegt worden sind. Einen koloristischen Höhepunkt stellen dazu bekanntlich die Blätter der berühmten "Zigeunermappe" dar. In der Regel jedoch beschränkte sich der Künstler charakteristischerweise in seinen Kompositionen auf wenige markante Farbakzente und wenige Farben. Es ist bekannt, daß er mit der Farbigkeit experimentierte, in dem er seine Lithographien in Einzelexemplaren vor allem mit Aquarell oder Pastellkreiden in bis zu 3 verscheidenen Tönen zart zu überarbeiten pflegte. Auf diese Weise entstanden eine Reihe von künstlerischen Unikaten (vgl. "Hybriden - Die handkolorierten Lithografien Otto Muellers, in: Ausst. Kat. Otto Mueller. Eine Retrospektive, München 2003, S. 183 ff.). Die Technik des mehrfarbigen lithographischen Drucks hat Otto Mueller nach Florian Karsch wohl erst nach seiner Berufung an die Breslauer Akademie entdeckt, nachdem ihm dort erweiterte Möglichkeiten in der Werkstatt zur Verfügung standen. "Fünf gelbe Akte am Wasser", auf gelblichem Büttenpapier gedruckt, steht stilistisch in der Kräftigkeit der figürlichen Zeichnung und dem tonal komplementär angelegten Kolorit in der Tradition der "Brücke" und des Expressionismus. "Fünf gelbe Akte am Wasser" wiederholt tatsächlich - motivgleich in Seitenverkehrung - ein um 1914 entstandenes, heute verschollenes grossformatiges Gemälde, das 1931 zuletzt in Breslau ausgestellt war (vgl. von Lüttichau/Pirsig Mappe 609 mit s/w Abb.).