Erich Heckel - Landschaft im Nahetal - image-1

Lot 221a D

Erich Heckel - Landschaft im Nahetal

Auktion 1051 - Übersicht Köln
29.05.2015, 18:00 - Moderne Kunst
Schätzpreis: 60.000 € - 80.000 €
Ergebnis: 66.533 € (inkl. Aufgeld)

Erich Heckel

Landschaft im Nahetal
1930

Öl auf Leinwand, auf Holzplatte montiert 96 x 120 cm Gerahmt. Unten rechts blauschwarz monogrammiert und datiert 'EH 30'. Rückseitig auf der Holzplatte mit blauem Pinsel signiert, datiert und beschriftet 'Heckel. Berlin W 15 Emser Str. 21 Heckel: Nahetal. 1930'. - Die Ränder stellenweise minimal berieben.

Erich Heckel war ein ausgesprochen reiselustiger Künstler. Dementsprechend hat die Landschaftsdarstellung stets einen wichtigen Stellenwert in seinem Oeuvre. Diese Reisen waren Erich Heckel immer wieder Anlass das Gesehene in weiträumigen Landschafts- und Stadtansichten bildlich festzuhalten. Die hier dargestellte Landschaft im Nahetal wird Heckel motivisch, formal und kompositorisch in Bann gezogen haben. Aus der Vogelperspektive gesehen, gleitet der Blick auf die reizvolle, gewissermaßen lyrisch verdichtete Kulisse des Nahetals mit dem romantischen Ort Bad Münster. Gleich einem Muster aus farbigen Flächen blicken wir auf historische Häuser und Weinberge, umrahmt von den eindrucksvollen Felsmassiven des Rheingrafensteins und des Rotenfels. Nach oben hin abgeschlossen wird die Komposition von einer bizarren Wolkenlandschaft, welche geradezu eine Tendenz zum Abstrakten zeigt. Die vordergründige Harmonie wird aufgebrochen, um der Szene eine kraftvolle Lebendigkeit zu geben, um ihre Ausdrucksform ins Dramatische zu steigern. Charakteristisch für Heckels Vorgehensweise ist die sehr eigenwillige, elastisch wirkende Wölbung des Tiefenraums ohne echten perspektivischen Halt, auch das ein Stilmittel aus seiner expressionistischen Schaffensphase. Sowohl die Mittel der Verkürzung, wie auch der Dualismus von heiterer Beschwingtheit und Dramatik machen den besonderen Charakter dieses Landschaftsbildes aus.
Heckels Idee war keine illusionistische Abbildung, keine Nachahmung der Natur, sondern vielmehr die Herstellung eines Bezuges zwischen der Landschaft, ihrem innewohnenden Gesetz, und seinem persönlichen Empfinden. Durch das Hinterfragen von Wirklichkeit und Fiktion wusste er auf schöpferische und authentische Weise sein Kunstverständnis zu äußern. Seinem Anspruch als Expressionist folgend, strebte Heckel nach Wahrhaftigkeit und einer mit inneren Empfindungen aufgeladenen künstlerischen Ausdrucksform.

Werkverzeichnis

Vogt 1930, 7

Zertifikat

Wir danken Hans Geissler und Renate Ebner, Erich Heckel Stiftung Hemmenhofen, für freundliche ergänzende Auskünfte.

Provenienz

Galerie Ferdinand Möller, Berlin (mit rückseitiger Beschriftung auf dem Keilrahmen); Generalkonsul Wilhelm Huth, Hamburg (mit rückseitiger Beschriftung auf dem Keilrahmen); Hamburger Privatsammlung

Ausstellung

Essen 1931 (Ausstellungshallen Norbertstraße), Deutscher Künstlerbund Ausstellung Essen 1931, Kat. Nr. 141; Berlin 1932 (Galerie Paul Cassirer); Oslo/Bergen/Stavanger/Kopenhagen 1932, (Wanderausstellung), Neuere deutsche Kunst (Kat. o. Nr.); Köln 1932 (Kölner Messe); Pittsburgh 1939 (Carnegie Institut), International Exhibition of Modern Art, Kat. Nr. 265